Mittwoch, 22. Juli 2015

Die Hitze nutzen

Seit einiger Zeit schleiche ich schon um Dörrautomaten herum. Ich fände es nämlich super, mein eigenes Dörrobst produzieren zu können: Erdbeeren, Himbeeren, Aprikosen,... Denn ich mag Trockenobst echt gerne, bin aber natürlich immer angenervt von der Verpackung drumherum. Aber deswegen gleich ein riesiges Gerät kaufen, dass nur ein paar mal im Jahr benutzt wird, viel Strom braucht und sich, rein rechnerisch, überhaupt nicht rentiert? Nee - ganz sicher nicht.
DIY Trockenobst ohne Dörrautomat {plastikfrei}
Dann gibt es noch die Alternative im Ofen zu trocknen, aber da protestiert mein Ökogewissen sofort: Die Kiste mehrere Stunden bei geöffneter Tür laufen zu lassen geht gar nicht. Außerdem ist es im Sommer, wenn das Obst Saison hat, eh schon abartig heiß in meiner Wohnung, da muss ich nicht noch zusätzlich heizen.
DIY Trockengut ohne Dörrautomat {plastikfrei}
Und da fiel der Groschen. Denn es ist heiß! Sehr sogar! Und die Sonne knallt auf den Balkon. So sehr, dass der Rolladen runtergelassen werden muss, damit man es irgendwie aushalten kann. Klingt erstmal und grundsätzlich nach guten Bedingungen zum Dörren. Von meinen bisherigen Recherchen wusste ich, dass das Trockengut auf Gitter gelegt werden sollte, damit die Luft zirkulieren kann und dass es gut ist, wenn es wirklich, wirklich warm ist.
Also habe ich ein Gitter über eine wärmereflektierende Fläche gestellt (Ofengitter über Backblech), in der Sonne auf dem Balkon geparkt und für einen ersten Durchlauf mit rote Beete-Chips belegt (rote Beete in feine Scheiben schneiden, mit etwas Kokosöl, grobem Meersalz & Pfeffer vermengen).

DIY Trockenobst ohne Dörrautomat {plastikfrei}
Als ich nach ein paar Stunden sah, dass das ausgesprochen gut klappt und schmeckt, gab es kein Halten mehr: Ich habe sämtliche Gitter und Roste hervorgeholt, die sich auftreiben ließen und nach Wärmereflektoren für drunter gesucht. Gefunden habe ich noch eine Kuchenspringform und eine gusseiserne Pfanne, die genau unter den Fettspritzschutz passt. Perfekt. Da habe ich natürlich gleich Obst in dünne Scheiben geschnitten, in die Sonne gestellt und auf Ergebnisse gewartet. Ungeduldigst! Über Nacht hab ich die Sachen dann reingenommen und am nächsten Morgen in aller Früh wieder rausgestellt. Und gegen Mittag waren die ersten Sachen schon fertig. Das ging fix!
DIY Trockenobst ohne Dörrautomat {plastikfrei}
Also gab es eine zweite Runde, neben weiteren Pfirsichen und Bananenscheiben noch eine Ladung Zuchinichips und massenhaft Erbsen aus dem Garten. Bin mal gespannt, ob das klappen wird und wie lange die brauchen werden. Das wäre wirklich gut, wenn ich die Erbsen trocken bekäme, denn das Gefrierfach will ich noch nicht belegen und getrocknet könnte ich sie ohne weiteren Energieaufwand im Vorratsschrank lagern, bis sie dann im Winter in Suppen verkocht werden. Denn gerade verwalte ich im Garten nur verzweifelt den Überfluss und kann das ganze Gemüse unmöglich sofort essen.
DIY Trockengutt ohne Dörrautomat {plastikfrei}
Natürlich ist meine Konstruktion sehr improvisiert. Ich hätte gerne feinere Gitter zum Auslegen, statt der Kuchenroste, von denen alles runterfällt, sobald es etwas schrumpft. Für die kleinen Erbsen musste ich ganz auf die Unterlüftung verzichten und schwenke sie deswegen immer mal wieder, damit Luft drankommt. Und es wäre schön, das Dörrgut ohne den Besuch von Insekten trocknen zu können. Trotzdem bin ich zufrieden, denn ich habe endlich einen lang gehegten Traum verwirklicht und mich nicht davon abhalten lassen, dass die Bedingungen nicht perfekt sind. So kann ich erstmal ohne großen Aufwand testen, ob ich wirklich soviel Dörrobst essen werde, wie ich mir vorstelle und ob sich dann vielleicht mal irgendwann sogar ein ordentlicher Solardörrer lohnt.

Und weil Solarenergie und selbstzusammengestöpselte Trockenapparaturen absolut unter use-what-you-have fallen, ich endlich plastikfreies Trockenobst habe und das alles zusammen extrem nachhaltig ist, darf dieser Post zu {Einab}, wo auch schon die Zwergenmama Trockenobst auf der Terrasse produziert hat.

9 Kommentare:

Muschelmaus hat gesagt…

Vielleicht kannst Du für die Erbsen eine Art Gardine oder Tüll in die Springform spannen???

LG von der Maus

gugus hat gesagt…

ich so ich fädle die bohnen äpfel und tschillis auf. erbsli müsste man wohl gad auf spaghetti auffädeln :-) liebe grüsse dir & lindenblüten hat die grossmutter immer auf leinentüchern getrocknet auf dem estrich und jeden tag an den vier ecken haben wir das tuch gespannt und geschüttelt. das geht sicher auch mit den erbsen. windelständer, leinentuch darüber fixieren/konstruieren und dann die erbsli darauf

Zora hat gesagt…

Also bisher klappen die Erbsen erstaunlich gut ohne Unterlüftung. Es braucht halt Zeit, aber von der ist ja reichlich da.
LG Zora

Anonym hat gesagt…

Mensch, das sieht immer so lecker aus bei euch und den getrockneten Früchten - das muss ich unbedingt auch probieren! Spätestens, wenn die vielen Äpfel hier alle reif werden! Auffädeln ist auch noch eine Idee. Aber Ofen anmachen definitiv nicht. Wie lange meinst du sind die Sachen haltbar?
Liebe Grüße,
Marlene

Zora hat gesagt…

Zur Haltbarkeit kann ich nichts genaues sagen. ich weiß, dass die Sachen nicht so lange halten, wie gekaufte, hab aber auch schon was von 3-6 Monaten gelesen, was ich wiederum ganz ordentlich fände. Und dann kommt es, denk ich, nochmal auf's Obst an. Also die Erbeeren werden echt ziemlich trocken, während die Bananen eher ledrig werden. Da würde ich spontan auch von unterschiedlichen Haltbarkeiten ausgehen.
LG Zora

Unknown hat gesagt…

Hallo! :)
Habe deinen Blog erst am Sonntag entdeckt und jetzt schon unfassbar viel gelesen. Befinde mich erst am Anfang meines Weges zu weniger Plastik und du lieferst so wundervolle Inspiration! <3
Danke dafür :)

Alles Liebe
Deborah

Zora hat gesagt…

Hallo Deborah,
vielen Dank für die lieben Worte! Es freut mich sehr, wenn ich dir ein paar gute Ideen mit auf den Weg geben kann - genau das ist ja das Ziel von dem ganzen Blog hier. Ich wünsch dir jedenfalls ganz viel Erfolg auf deinem Weg!
LG Zora

Anonym hat gesagt…

Hier gibts ne Anleitung zum Selberbauen von solarbetriebenen Dörrgeräten:
http://www.solare-bruecke.org/Bauanleitungen/Tunneltrockner_dt.pdf

Als gewiefter Plastikvermeider braucht man halt Glasscheiben statt Folie, aber sonst finde ich die Idee genial!

Zora hat gesagt…

wow, ein genialer Link! Vielen Dank dafür!
Im Moment ist auf dem Balkon kein Platz für so ein Gerät, aber eines Tages werde ich sicher froh sein, den Bauplan zu haben!
LG Zora