Donnerstag, 13. März 2014

Wie in den 80ern...

...hab ich mich heute gefühlt. Damals als Kind hab ich nämlich im Kampf für eine bessere Welt Bilder gegen Tierversuche gemalt auf denen süße Tiere in engen Käfigen und Labormenschen mit Monsterspritzen in der Hand zu sehen waren. Darüber in Kinderkrakelschrift: Tierversuche stoppen! Die kamen dann in die Heckscheibe der Familienkutsche und die Eltern durften sie durch die Welt fahren. Ich wollte das Unrecht der Tierversuche nicht einfach hinnehmen und meine Möglichkeiten ausschöpfen, etwas dagegen zu tun und vielleicht den ein oder anderen Autofahrer auf das Thema aufmerksam machen. Süß, oder?

Heute, 20 Jahre später, geht es mir allerdings immer noch genauso: Ich sehe Unrecht und halte es kaum aus. Diesmal geht es allerdings um ein etwas größeres Problem, das mir wirklich arge Bauchschmerzen bereitet: der Klimawandel.
umweltbewußt Auto fahren
Dieses Problem ist so groß und die Politiker haben so einen Spaß daran, die Energiewende - und damit die Hoffnung auf eine nachhaltige Zukunft - abzusägen, dass mir angst und bange wird. Da wechsel ich zwischen Wut und Hoffnungslosigkeit, aber das Thema treibt mich um.
Also habe ich mal wieder meine eigenen Möglichkeiten ausgeschöpft und ein Bild für die Heckscheibe des Autos gemalt. Ohne Witz!

Das kam so: Bei atmosfair gibt es die Möglichkeit, neben Flügen und Kreuzfahrten, auch einen beliebigen anderen CO²-Betrag auszugleichen. In meinem Fall: Den Co²-Ausstoß des Autos. Da ich nämlich leider nicht in toller urbaner Lage wohne, ist das Auto ein kaum zu vermeidendes Übel - und das, obwohl ich von einem autofreien Leben träume. Naja...
Um meine Bilanz also zu verbessern habe ich den CO²-Austoß pro Kilometer mal gefahrene Kilometer des letzten Jahres berechnet. Das erschreckende Ergebnis: 3,3 Tonnen CO², die auf meine private Kappe gehen. Glücklicherweise konnte ich sie für läppische 76,- € ausgleichen. Verglichen mit den anderen Kosten, die das Auto im Jahr verursacht, ist das eine absurd kleine Summe, die aber sehr viel bewirkt! Deswegen habe ich gleich einen Dauerauftrag eingerichtet und kann so das Ausgleichen nicht mehr vergessen, was ich sehr praktisch finde!
umweltbewußt auto fahren
Für meine jährlichen 76,- € wird also andernorts eine Biogasanlage errichtet, die CO² einspart. Damit wird zwar global gesehen kein CO² reduziert, es kommt aber wenigstens kein neues dazu. In meinen Augen ist das, nach der Vermeidung von CO², ein zweiter wichtiger Schritt. Denn wenn ich schon Auto fahre, dann gleiche ich den von mir verursachten Schaden doch besser aus, als ihn zu ignorieren. Und Zyniker, die von modernem Ablasshandel reden und das System daher ablehnen, frage ich dann immer ganz gerne wie sie denn mit dem von ihnen produzierten CO² umgehen.

Was das jetzt mit meinem Heckscheibenbild zu tun hat? Ich finde es so genial, ein klimaneutrales Auto zu fahren, dass ich diese Tatsache mit den anderen Teilnehmern des Straßenverkehrs teilen muss und dafür ein kleines Schildchen gebastelt habe. Bei jedem Ampelstop kann also ein neuer Autofahrer erfahren, dass es möglich ist, trotz Autonutzung dem Klima wenigstens nicht zu schaden. Vielleicht lässt sich ja jemand inspirieren und besorgt für sein Auto ebenfalls einen Ausgleich.

9 Kommentare:

Satt Werden hat gesagt…

Eine Biogasanlage?
Fein.
Dann wird anderswo also noch mehr Mais angebaut, der aber nicht den Welthunger stillt, sondern lediglich verrotten soll. Dafür sorgt der massive Maisanbau überall für eine Monokultur, die hier oben im Norden ganz klar zig Vogel- und sonstige Tierarten auf Dauer ausrotten wird.
Störche, die keine Nahrung mehr finden.
Biogasanlagen sind sehr zynische Augenwischerei. Begib Dich mal zur Erntezeit in so ein Maisanbaugebiet. Aber schön im Auto bleiben, denn dort ist es über Wochen bis in die Nacht rein hochgefährlich. Rasende Traktoren mit überladenen Anhängern, riesige Erntemaschinen, die mit jeder Saison noch größer werden. Immerhin wird der Mais überall mehr oder weniger gleichzeitig reif. Dafür müssen die Feldwege ständig verbreitert und zu Schnellstraßen ausgebaut werden. Das Knick-Gehölz verschwindet und noch mehr Tiere sterben aus.
Und wenn dann alle Felder schön gleichzeitig abgeerntet sind, treiben wieder die riesen Staubwolken über die Autobahnen und führen zu Massenkarambolagen. Dank Subventionen und Zuschüssen lohnt der Maisanbau aber eben mehr als anderes.
Dazu kommt, dass diese Riesenmenge an Biogasanlagen kaum zu kontrollieren, aber durchaus gefährlich ist. Wenn ich sehe, welche Dumpfbacken da mittlerweile eine Biogasanlage betreiben und welche Gefahr die Dinger für das Grundwasser darstellen ...

Ich weiß, ich bin eine Spaßbremse, aber Deine gefahrenen Kilometer kannst Du nicht ausgleichen. Steh zu ihnen :)

Satt Werden hat gesagt…

Oh, und wenn ich unfreundlich rüber komme, möchte ich mich wirklich entschuldigen - ich bin derzeit aus ganz anderen Gründen überreizt und möchte das sicher nicht an Dir auslassen.
Aber über Biogasanlagen informieren :)
Sachlichere Informationen findest Du hier:
http://www.br.de/themen/wissen/dossier-energiealternativen-biogas100.html

Re:BeLLe hat gesagt…

Also, Frau Pfundi hat schon Recht - Ablass bezahlen ist nicht immer richtig siehe mein Blogbeitrag: http://rebelle-upcycling.blogspot.de/2014/02/pramie-fur-okostromkunden-1-freiflug.html

Auf der anderen Seite kann ich es gut verstehen, auch wir haben ein Auto und nutzen es - wer nämlich blöde Öfis hat, der ist meist echt drauf angewiesen. Wir haben uns jetzt ein E-Bike angeschafft (ja, auch bei der Herstellung des guten Stücks wird Energie eingestezt) - aber wir können jetzt immer öfter das Auto stehen lassen. Geniale Sache!

Liebe Grüße, anne

Zora hat gesagt…

Liebe Frau Pfundi,

atmosfair baut nicht nur Biogasanlagen, sondern auch Solar- und Solarthermieanlagen, Windkraftanlagen, Wasserkraftwerke, betreibt Projekte zur Energieeffiziensteigerung, etc. Die Biogasanlagen werden mit Kuhdung und Ernteresten betrieben, nicht mit extra angebautem Mais. Atmosfair befolgt strenge Richtlinien wie den CDM Gold Standart, dem strengsten Standart für Klimaschutzprojekte überhaupt. Eine Übersicht über sämtliche Atmosfair-Projekte und ihre Vielfalt gibt es hier, da lohnt es sich wirklich, etwas rumzustöbern: https://maps.google.de/maps/ms?msa=0&msid=211682572117346398579.000479d0c5e9b31ebfc16&ie=UTF8&t=m&ll=12.554564,13.359375&spn=138.401914,280.546875&z=1&source=embed
Ich gebe dir den Ball also zurück und sage: Über atmosfair informieren :)

Monokulturen zum Klimaschutz anzulegen ist natürlich ähnlich sinnvoll, wie den Regenwald abzuholzen, aber so arbeitet atmosfair eben genau nicht.

Ich weiß, dass Ausgleichen kein Freifahrtschein ist und ich mich jetzt nicht bequem zurücklehnen kann. Aber die Kombination aus wenig / bewußt fahren und ausgleichen ist nach meiner Meinung das Beste, was man tun kann, wenn es nicht möglich ist, autofrei zu leben.

Oh und keine Sorge, ich hab auch Reizthemen, bei denen es etwas mit mir durchgeht. Das kenn ich also nur zu gut von mir selbst.

Viele Grüße
Zora

Zora hat gesagt…

Liebe Anne,

baha, das war ja mal eine Aktion -wie daneben!
CO²-Ausgleiche sind kein Mittel, um danach beruhigt die Sau rauzulassen und ruhigen Gewissens zum Bäcker mit dem Auto zu fahren, sondern die Möglichkeit das CO², das trotz aller Einsparbemühungen noch produziert wird, zu neutralisieren.
Wer deswegen mehr Auto fährt, hat das zugrundeliegende Problem nicht erkannt (wie dein Stromanbieter)und den CO²-Ausgleich ad absurdum geführt. Ihn deswegen prinzipiell als ungeeignet zu betrachten halte ich jedoch nicht für angemessen.

Atmosfair weist ausdrücklich darauf hin, dass ein Ausgleich immer nur die zweitbeste Lösung ist und sein kann. Hauptziel ist immer die Reduktion.

Für mich ist das kein Ablasshandel, sondern - wenn richtig eingesetzt - eine gute Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen.

LG Zora

Re:BeLLe hat gesagt…

Hallo Zora,

Du hast vollkommen Recht, ich wollte atmosfair auch nicht verteufeln. Ich denke auch, dass es eine gute Gelegenheit ist, darüber nach zu denken, was man da eigentlich in die Luft pustet, wenn man in den nächsten Urlaub fliegt oder eben aus Bequemlichkeit zum Bäcker fährt anstatt zu laufen.

In diesem Sinne: die Sonne scheint, lasst uns radeln :-)

Herzliche Grüße, anne

Zora hat gesagt…

Liebe Anne,
ne, so hat ich's auch nicht verstanden.
Ich merke tatsächlich, dass ich seit dem Ausgleich bewußter ins Auto steige. Also Bewußtsein schafft die Aktion auf jeden Fall und das ist ja schon nicht das schlechteste.

Ja, das Wetter schreit ja wirklich nach einer Radtour - da bin ich dabei ;-)

LG Zora

Stadtpflanze hat gesagt…

Danke für die Erklärung als Kommentar, Zora - ich hab zuerst auch nicht verstanden, was daran gut sein soll. Aber so, wie du es erklärt hast,macht es definitiv Sinn! :)

Ich glaube, solche Schilder lesen mehr Leute, als man zuerst denken würde. Es ist immerhin schwer, etwas NICHT zu lesen, weil man es automatisch tut.

Vielleicht bringst du so tatsächlich den einen oder anderen dazu, sich atmosfair mal anzusehen.

Und wenn nicht: steter Tropfen hölt den Stein. ;) Je öfter man mit Umweltthemen konfrontiert wird, desto besser. :)

Zora hat gesagt…

Liebe Stadtpflanze,
ich bin sicher, dass mein kleines Schildchen für Irritation auf der Straße sorgt und so vielleicht auch dazu beiträgt, dass jemand sich die Seite mal anschaut. Ich hab mal gehört, bevor man eine Veränderung umsetzt, braucht es ca. 7 Anstößem bzw. Momente, in denen man sich damit beschäftigt. Für Autofahrer, die vielleicht schonmal über einen Ausgleich nachgedacht haben, ist mein Schildchen ja vielleicht einer dieser Anstöße. Wer weiß...

LG Zora