Sonntag, 12. August 2012

In der Kostümwerkstatt

... ging es vor dem letzten Mittelaltermarkt echt rund. Normales Nähen lässt die Nähecke schon aussehen, als sei ein wahnsinniger Mottenschwarm über das Stoffregal hergefallen, aber Gauklersachen nähen toppt das Ganze noch um ein Vielfaches, da reine Improvisation regiert. Der komplette Fußboden verwandelt sich dann in ein Stofffetzen-Feld, wenn mögliche Kombinationen ausprobiert, verworfen und pi mal Daumen zugeschnitten werden.

Es gab neuen Hosenbedarf, der gedeckt werden wollte. Die entsprechende, leider schlecht sitzende Vorlage, habe ich bei einem Besuch in Berlin gesehen und für den Markt nachgenäht. Naja, brachial zusammengeklöppelt trifft es wohl besser, aber ich mag dieses schnelle, frei Schnauze-Nähen, ohne Versäubern oder sonstigen Schnickschnack. Einfach Lage auf Lage legen, drüberzackeln, fertig.

Früher hab ich sichtbare Nähte immer per Hand genäht und ewig viel Zeit in die Gewandungen investiert, aber mittlerweile nehme ich mir die Freiheit, auch sichtbare Nähte mit der Maschine zu machen. Und ich habe mich völlig von historisch korrekten Schnitten, Stoffen oder üblichen Farbpaletten verabschiedet, weil das Ergebnis immer bäuerlich und keineswegs nach Gaukler ausschaut. Dabei müssen unsere Gewandungen wie Bühnenkostüme funktionieren und sofort klar machen, dass da wer Spezielles kommt. Und je bunter und wilder die Kreationen ausfallen, desto besser funktioniert das. Mein Leitgedanke beim Nähen ist immer, aus möglichst wenig möglichst viel zu machen. Ganz im Geiste der Gaukler, die nix hatten, und trotzdem was hermachen mussten.


Und als die neue Hose entstand, wollte ich natürlich noch einen neuen Rock für mich. Mal schockierenderweise was Kurzes, was ich über einer Pumphose tragen kann (wie auf dem Bild), oder bei Hitze auch mal pur. Bunt und fetzig sollte er werden und zur Gauklerhose passen.
Ich hab mal wieder nur mit einer recht vagen Vorstellung angefangen, die Teile zusammen zu nähen, aber das Ergebnis ist ganz nach meinem Geschmack geworden - ein bisschen a lá Piratenbraut, aber das find ich ganz gut. Während des Nähens hat sich der Rock immer weiter entwickelt; hier ein Stückchen weggeschnitte, da ein Eckchen drangenäht, bis er am Ende seine endgültige Form, inklusive Permanentfalten und Gürtel, gefunden hatte.

Die letzten Nähte hab ich noch während des Marktes am Lager fertiggestellt, eine Stunde vor dem ersten Auftritt. Aber naja, das reicht ja...

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