Freitag, 16. Mai 2014

Eine neue Küche für 20,- €

Küchen in Mietswohnungen sind ja immer so ein Ding. Die Küche in meiner Wohnung ein ganz besonderes: winzig klein, das Fenster geht nach Norden, eine einzige grau-weiße Melange und dazu noch altbacken und uninspiriert. Ich weiß, es geht noch viel schlimmer, aber es ginge auch soviel besser!
Die letzten Jahre habe ich diesen Zustand einfach ignoriert, aber jetzt ging das einfach nicht mehr. Und endlich hab' ich den Absprung geschafft und mir letztes Wochenende eine neue Küche gebaut. Für sagenhafte 20,- €.
 
Unglaublich, oder?
Ursprünglich wollte ich sämtliche Fronten durch Holzfronten ersetzen. Nur leider sind die Schubladen mit einem seltsamen System gebaut, bei dem man die Fronten nicht so einfach austauschen kann. Also müssen die ursprünglichen Türen dranbleiben. Argh.
Dann habe ich überlegt, stattdessen den Fliesenspiegel zu verkleiden um Farbe reinzubringen, aber da ist mir keine wirklich gute, wasserfeste Möglichkeit eingefallen. Die Fronten mit Folien zu bekleben fand ich auch nicht gut, weil ich nicht sicher war, die wieder rückstandslos abzukriegen. Und mit diesen Kastenformen war ich auch nicht überzeugt, ob das gut klappt.

Ob all dieser Widrigkeiten wollte ich mich schon geschlagen geben, doch da bin ich über diesen Blogpost gestolpert, indem jemand seine Küchenfronten mit Stoff bezogen hat (getackert, wohlgemerkt - in einer Mietsküche! Ich würde mich das ja nicht trauen). Prinzipiell eine geniale Idee, aber ich will mir nicht vorstellen, wie die Stoff-Fronten nach vier Wochen aussehen. Abwaschbar müssten sie halt schon sein. Und dann ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Mit Wachstuch beziehen!

Ganz sicher keine ökologisch-korrekte Entscheidung und der Geruch nach Weichmachern hat mich auch erstmal ordentlich umgehauen, als ich das Paket geöffnet habe. Nur leider war das tatsächlich die praktikabelste Lösung, um aus meiner Mietsküche irgendwas Ansehnliches zu machen. Tja, plastiktechnisch ein ordentlicher Rückschlag, da hätte ich mir das bisherige Plastikreduzieren in diesem Raum locker sparen können und der günstige Preis verheißt auch nichts Gutes. Bei diesem Einkauf war ich wirklich ein Umweltschwein. Und trotz Dauerlüften, um die Weichmacher loszuwerden und schlechtem Plastikgewissen, bin ich total begeistert von meiner neuen Küche - sorry Welt!

Allen anderen Mietsküchen-Verzweifelten zeig ich, wie ich's gemacht habe - nämlich ganz einfach:
Fronten abmontieren, Griff abschrauben, alles ordentlich schrubben.
Küchen makeover für 20,- €
Wachstuch zuschneiden. Um über die großen Strecken (das Wachstuch liegt 1,40m breit) gerade Schnitte hinzukriegen, habe ich auf dem gefliesten Küchenboden gearbeitet und die Fugen als Orientierunglinien genutzt. Das macht das Leben echt einfacher. Der Zuschnitt sollte 10 cm größer als die jeweilige Front sein, damit rundherum 5 cm zum Umschlagen und Festkleben sind.
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Zum Festkleben die gute Seite des Wachstuchs nach unten legen, die Front mit der Außenseite drauflegen, sodass die Innenseite nach oben schaut. Is aber eigentlich eh klar.
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Unter eine Kante des Tuchs Klebeband schieben und ans Tuch kleben, dann mit Zug auf die Rückseite der Front festkleben - bis einige Zentimenter vor die Kanten.
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Auf der gegenüberliegenden Seite wiederholen, dann rechts und links, die Ecken und Schaniere bleiben dabei frei.
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Um die Schaniere herum muss man das Wachstuch zuschneiden, damit sie sich frei bewegen können, ohne das Tuch zu verziehen. 
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Die Ecken muss man auch zuschneiden. Schräg genau auf die Ecke zuschneiden, dann genau der Kante entlang nach unten. In diesem Fall ist das nur einigermaßen gut gelungen, beim ersten Schnitt musste ich hinten raus nochmal eine Kurve schneiden, um wirklich auf der Ecke rauszukommen.
Die zweite Seite auch zuschneiden und beide auf der Front festkleben.
Küchen makeover für 20,- €
Über den Schlitz an der Kante der Platte nochmal einen Streifen Tesafilm kleben, das schließt ihn und sieht einfach viel sauberer aus.
Griff wieder anschrauben, dafür das Tuch an den Bohrlöchern einschneiden, damit die Schrauben durchgehen. Tür wieder einhängen und freuen.

Und hier ist das amtliche Endergebnis nach einigen Stunden schrauben, schneiden und kleben: Der Unterschied ist wirklich enorm, plötzlich hab ich bunte, glatte Türen und eine jung anmutende Küche - das ist echt irre! Und auf den ersten Blick sehen sie wie normale, lackierte Fronten aus.
Hier nochmal der Direktvergleich, der Anblick ist einfach zu schön!
Den riesigen gelben Wecker habe ich übrigens am selben Tag für 2,- € auf dem Flohmarkt erstanden, weil es in der Küche keine Uhr gab. Jetzt gibt es sie, und sie schaut aus, als wäre sie für diesen Raum gemacht worden. Da konnt ich mein Glück kaum fassen. Und die schreckliche Pseudo-Granitplatte fügt sich jetzt auch irgendwie besser in das Ganze ein.
Die Rückseiten der Fronten fallen übrigens in der Praxis nicht so sehr ins Auge, wie ich vorher gedacht hatte. Bei den Türen sieht man es natürlich, da führt kein Weg dran vorbei, bei den Schubladen dagegen jedoch kaum. Auch dazu noch ein Beweisfotos:
Wenn man die Schublade ganz normal öffnet und benutzt, sieht man überhaupt nix von der ganzen Kleberei auf der Rückseite. Dafür muss man schon hinter der geöffneten Schublade stehen und selbst dann fällt es nicht so sehr auf:
Für mich und meine Mietsküche sind die bespannten Fronten wirklich eine super Lösung, weil sie schnell, einfach und günstig umsetzbar sind und rückstandslos auch wieder rückgebaut werden können. Der Umweltaspekt ist natürlich ein echtes Problem, den habe ich hier tatsächlich einfach in Kauf genommen, damit ich mich in meiner Wohnung wohler fühle. Absurd genug, dass ich das durch Plastik erreicht hab.

13 Kommentare:

Fräulein K. hat gesagt…

DIe Idee mit dem Wachstuch ist toll. Ich habe schon überlegt meine mit Klebefolie auszupeppen, aber das ohne Blasen an zu bringen ist immer so ein Wunder.

Daniela S. hat gesagt…

Die Idee finde ich auch ziemlich gut. Wenn nur die Weichmacher nicht wären....
Aber für den Preis halt echt unschlagbar. Mit Klebefolie hättest du halt die Einbuchtungen an den Fronten gesehen, die sind durch das gespannte Wachsstuch halt verschwunden.

In unserer Küche passt ja wirklich nichts zusammen. Die unteren Schränke sind weiß/meliert und den Oberschrank hab ich dunkelbraun gestrichen. Allerdings ohne vorhergehendes Abschleifen. Das rächt sich jetzt.

Werd ich mir auf jeden Fall merken, falls ich noch einmal das Bedürfnis verspüre unsere Küche umzumodeln.

Liebe Grüße, Daniela

Nini und ihre Freunde hat gesagt…

Wow! Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Sieht aus wie ne andere Küche. Ist dir richtig richtig gut gelungen. Und von der Umweltsauerei her, besser als eine ganz Neue zu kaufen, allemal.

Gute Idee!

Liebe Grüße,

Janine

Anonym hat gesagt…

Schaut super aus! Ich schließe mich Nini an... besser als eine Neue! :-) Da hast du seine. Echt tolle Küche... ich bin. Mal. Gespannt auf den Langzeittest... bleiben die Tücher so gespannt, gehen Flecekn wieder gut raus, wie lässt sich das ganze überhaupt. Putzen...
Eine lustige Idee auf jeden Fall! Viel Spaß in der Sommergelben Sonnenküche

Zora hat gesagt…

Die große Veränderung, die durch so wenig Materialeinsatz zu erreichen war, hat mich auch überzeugt, trotz Weichmacher und schlechtem Gewissen. Und es ist echt schön, in eine Küche zu kommen, die mir gefällt!

@Daniela: Ohwei, das klingt aber auch nach einem Härtefall bei dir!

LG Zora

Franka hat gesagt…

So ist das - eine Illusion, ganz plastikfrei leben zu können. Ich denke, es kommt immer darauf an, sinnvolle Kompromisse einzugehen, wohl überlegte Entscheidungen zu treffen. Und die Küche sieht jetzt richtig schön und freundlich aus. Ich finde auch, dass der Umweltschaden wesentlich kleiner ist als eine neue Küche zu kaufen, vom Finanziellen mal abgesehen.
LG, Franka

Zora hat gesagt…

Komplett plastikfrei zu leben ist für mich auch gar nicht das Ziel - dafür macht Plastik in bestimmten Bereichen einfach zu viel Sinn. Es ist wie du sagst: Bewußte Entscheidungen treffen. Dabei kommt meistens raus, dass es ohne Plastik geht und manchmal aber eben auch, dass es in bestimmten Punkten Sinn macht.

LG Zora

Janika hat gesagt…

Vielen, vielen Dank!
Ich kann unsere Küche einfach nicht mehr sehen, auf Stoff bin ich auch noch gekommen, aber bei der Möglichkeit, die Schränke noch abwischen zu können hat es dann aufgehört. Wollte den Plan schon aufgeben.
Wird gleich morgen angegangen! :)

SchwabenWerk hat gesagt…

Hallo!
Danke für diese geniale Idee, wird evtl. bald ausprobiert.
Grüße
Flo

Monika hat gesagt…

Habe ich jetzt auch in einer meiner Hamburg Immobilien so gemacht, aber bei dir ist das Gesamtergbenis noch akkurater...Muss man sich etwas reinfinden :)

Anonym hat gesagt…

Mega coole Idee, wo hast du denn das Wachstuch so günstig herbekommen?

Liane Marx hat gesagt…

Hallo das sieht wirklich klasse aus. Mich würde auch interessieren welches wachstuch du verwendet hast. Wie dick das ist und wo du es her bekommen hast. Danke schonmal

Düpferlscheißerin hat gesagt…

Möbel aufzuwerten, die fremdes Eigentum sind, ist immer eine Herausforderung. Die Idee mit dem Wachstuch gefällt mir. Ein gutes Beispiel, dass man auch mit wenig finanziellen Einsatz eine große Veränderung/Verbesserung erreichen kann.

Eine kleine Kritik muss ich aber auch noch los werden. Nicht an der Küche, sondern am Text. Immer wenn ich das Wort Mietsküche lese, rollen sich mir die Fußnägel. Das S hat da nichts zu suchen. Korrekt heißt es Mietküche.