Freitag, 23. September 2011

Plastik fantastik

Gerade beschäftigt mich das Thema Müllreduktion und dabei (neben dem Essen) ganz besonders Plastik. Und ich merke dabei mir Grausen, wie unfassbar viel Plastik ich kaufe und im gelben Sack entsorge. Oft völlig selbstverständlich und ohne viel drüber nachzudenken. Gelber Sack heißt ja Recycling, und damit wäre ja theoretisch alles gut - wenn es denn stimmen würde.

Plastik kann man nämlich nur downcyclen - also zu minderwertigem Plastik recyclen - von "Kreislauf" kann man da nicht sprechen. Plastik das hingegen auf der Müllkippe landet, braucht ungefähr 1000 Jahre zum Verrotten. Oder wird verbrannt und setzt dabei Unmengen an Schadstoffen frei.

Oder aber es landet im Meer, das mittlerweile voll von Plastikmüll ist. Fische halten die Plastikteilchen für Plankton, Algen oder sonstiges leckere Futter und fressen es. Am Ende ist der Magen voll mit Plastik und die Tiere verhungern, weil sie keinen Hunger mehr spüren. Wenn sie davor gefangen werden, dann essen wir sie. So wirklich gesund, stell ich mir das nicht vor.
(Eine gute Infografik zum Plastik und seinen zahlreichen Auswirkungen gibt es übrigens hier)

Über die hormonähnlichen Substanzen, die von den Plastikflaschen ins Trinkwasser gehen, hab ich ja schonmal erzählt. Wir nehmen das Plastik und seine Schadstoffe mit der Nahrung auf - das ist gruselig und im Blut nachweisbar. Unfruchtbarkeit oder Herzkrankheiten werden unter anderem damit in Zusammenhang gesehen.

Ich habe beschlossen, der Umwelt und mir zuliebe meinen eigenen Plastikkonsum zu reduzieren. So ganz genau weiß ich noch nicht, wie und in welchem Umfang ich das anstellen soll, aber ich fang mal mit einer Plastikinventur an. Bisher habe ich Plastik ohne nachzudenken gekauft oder mitgenommen:



- beim Klamottenshopping: Tüten. In der Regel zwar nur eine, aber immerhin.
- in der Obstabteilung: Plastikbeutel zum Abwiegen, Großpackungsbeutel, Obstschalen
- bei Frischkäse, Käse, Wurst, Sahne, Jogurth, Pudding u.ä. in Plastikbechern oder Folien
- Shampoo, Duschgel, Flüssigseife, Spül- und Putzmittel: Alles in Plastikflaschen oder Auffüllbeuteln
- Hygenieartikel: Einzeln in Plastik verpackte Binden oder Tampons. Wattestäbchen, Deo, Schminke, Zahnpasta, Zahnbüsten
- Großpackungen Eis, eingeschweißtes Tiefkühlessen (Fritten, Chicken Wings, Fisch, Pizza...), Tiefkühlobst
- Fleisch und Würstl
- Reis, Linsen, Nudeln, Couscous, Müsli, usw: plastikverpackt
- Kulis, Filzstifte, Tesa, Flüssigkleber, Post-its
- Softeis to go, Strohhalme und Plastikabdeckungen bei Kaltgetränken, Fertigsalate in der Mittagspause mit Plastikbesteck, Smoothies, Sushi to go
- Süßigkeiten, Backzutaten, Gebäck
- Konserven &TetraPaks (haben innen eine Plastikbeschichtung)
- Elektrogeräte


Das war mal so ganz spontan zusammengesammelt. Wahrscheinlich hab ich total viel vergessen. Aber ich glaub, da kommt eine Menge zusammen - und ich hab das Gefühl, das allermeiste Plastik kommt über die Lebensmitteleinkäufe ins Haus. Auf den Inhalt hab ich schon länger geachtet, dass er gut zur Umwelt und gut zu mir ist - das Drumrum ist mir dabei völlig entfallen. Ich glaub mittlerweile, dass ein Großteil der Lebensmittel plastikverpackt sind. Ok, dann scheint es mir auch einleuchtend, dass das irgendwann im Blut nachweisbar ist.

Weil es heißt "Du bist was du isst" und ich eigentlich nicht im nächten Leben ein Plastikgartenstuhl werden will, werde ich ab sofort genauer hinschauen und plastikfreie oder wenigstens plastikreduzierte Alternativen suchen. Wünscht mir Glück - ich fürchte, ich hab mir da 'ne ziemliche Aufgabe gesucht...

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Tja, viiiel zu tun auf diesem Sektor (noch).
Ehrlich, ich habe die Bezeichnung 'recycling' hassen gelernt - seither haben die Meisten ein vermeintlich reines und grünes Gewissen!

Ausserdem wird der Ausdruck 'umweltfreundlich' auch schon langsam nur zu einer anderen Diktatur-Form; Benehmen ist vielen da schon arg verloren gegangen!
Das Rechte des Einen dorten enden, wo die des Anderen beginnen ....
Bei uns kommt dann auch noch erschwerend hinzu:
sind wir 'grün', dann wird das hier auch mitunter lebensgefährlich. Ausserdem scheint das Motto 'one size fits all'/schwach kommunistisch (?) wohl etwas falsch angewandt zu werden, denn: was für die EU passt, ist mitunter total falsch bis hin zu gefährlich in Australien - und umgekehrt!
Dass wir (alle Länder dieser Welt) unterschiedlich aussehen, weiss/akzeptiert jeder (manchmal mit - unnötigem - Neid) ABER: EU-Verhaeltnisse/-Vorschriften SOLLEN überall auf der Welt berücksichtigt werden.
Aber wir kommen da sicher wieder irgendwann zum alten 'Katze sich in den Schwanz beissen, d.h. sich selber jagen' heraus: wo anfangen; wo aufhören?
(mit vor allem Missionierung - auch wenn ausnahmsweise non-religioeser Art)

Nix fuer ungut und auch mitunter arg verwirrt und irritiert, wie's denn sinnvoll (weiter)gehen soll,

Gerlinde

myriam kemper hat gesagt…

Ich denke aufmerksamer sein ist schon einmal ein sehr guter Anfang!
Ich habe seit einiger Zeit immer eine Stofftasche in der Handtasche (und habe mir zu Hause auch angewöhnt sie nach dem auspacken der Einkäufe wieder in die Handtasche zurück zu stecken ;-)), Obst und Gemüse kaufen wir möglichst saisonal und auf dem Wochenmarkt - auch dort lehne ich die Tüten ab und reiche meine Kartoffeltasche aus Stoff rüber, ebenso habe ich für die anderen Sachen Stofftäschchen dabei... wenn es sich nicht vermeiden lässt eine Tüte mitzunehmen, verwende ich sie wieder (auch die dünnen aus der Obst- Gemüseabteilung im Supermarkt, einfach nicht zuknoten oben) - aber es ist leider so gut wie unmöglich an Plastik gänzlich vorbeizukommen, ich kenne kein Shampoo, was nicht in einer Kunststoffflasche ist... bin aber gerade just heute auf eine Zahnbürste mit Holzanteilen im Griff gestossen (dm)...
Nach Alternativen Ausschau zu halten ist immer eine gute Idee!

Viele liebe Grüße von
myriam.

Zora hat gesagt…

Danke für die Tips! Auf die Idee mit den Obstplastiktütuchen bin ich auch vor ein paar Tagen gekommen und schaue gerade aber, dass ich möglichst gar keine benutze. Zum Shampoo-Thema kann ich bald was erzählen...
LG Zora

Ann hat gesagt…

Ich hatte zu deinem Post letztens schon was geschrieben- irgendwie ist mein Kommentar wohl in den Weiten des Netz verschwunden. Ich find das Thema auch echt wichtig.. Ich hatte in meinem letzten Kommentar schon davon berichtet, wie schockiert ich bei meinem letzten Urlaub war, als ich festgestellt habe, dass die Negevwüste echt eine Müllkippe ist- ich habe da echt gruselige Bilder gemacht- überall Plastiktüten und Flaschen.... Und beim Baden im Mittelmeer schlang sich etwas um meine Beine- ich hab mich total erschrocken- es war aber kein Meerungeheuer, sondern "nur" eine Plastiktüte.
Aber selbst im Bioladen- alles plastikverpackt,und auch auf dem Wochenmarkt werde ich schräg angeschaut, wenn ich meine "Jutetasche" mitbringe- als wenn die Mitgabe von Plastikmüll ein Akt der Kundenfreundlichkeit wäre. Nicht das ich Meisterin wäre im Vermeiden von Müll, aber vieles an Plastikmüll wäre meiner Ansicht nach echt vermeidbar (Tüten, Gummiüberzieher für Gurken etc.) Meine Oma hat übrigens sogar ihren Plastikwäschekorb noch geflickt;) ....LG von Ann deren Kommentar diesmal hoffentlich nicht verschwindet

Zora hat gesagt…

Liebe Ann,

diesmal ist dein Kommentar geblieben. Ein riesiges Feld ist das Plastikthema, und ich bin froh, da keinen blinden Fleck mehr zu haben. Und gleichzeitig find ich das Unterfangen fast hoffnungslos.
LG Zora