Jetzt sind die Bienen seit gut zwei Wochen bei mir. In der Zeit haben sie mir schon einige Freude und ungefähr zehnmal soviel Kopfzerbrechen bereitet. Heute war ich zwischendrin bereit, einfach alles stehen und liegen zu lassen und so zu tun, als ob ich mit den Bienen nix zu tun hätte. Am Abend sah die Welt dann schon wieder anders aus und ich bin immerhin wieder im Ansatz versöhnt.
Bei meinem letzten Besuch beim Schwarm habe ich gesehen, dass die Bienen an einer Seite der Wabe angefangen haben, schief zu bauen. Und mit jeder neugebauten Wabe wurde diese Kurve größer. Nicht gut. Denn wenn die Wabe an mehreren Oberträgern festgebaut sind, kann man sie nicht mehr bearbeiten und tut sich mit der Milbenbehandlung schwer.
Also hatte ich die schiefen Teile losgeschnitten und versucht, zurückzubiegen. Ein guter Plan.
In der Umsetzung zeigte sich aber, dass es nicht geklappt hatte: Die Bienen bauen unverdrossen so weiter. Hömm. Also wollte ich das Problem heute endlich aus der Welt schaffen und die Waben grade kriegen. Das klappte bei der ersten Wabe wunderbar und ich kam mir schon vor, wie der Checker.
Die zweite Wabe war voll ausgebaut und ich war siegessicher, den kleinen Krummbau loszuwerden. Doch mitten in der Operation passierte, was in einer TBH relativ leicht passieren kann, aber nicht passieren soll: Wabenabbruch!
Schock! Panik! Schlecht gelaunte Bienen! Hilfeeee! Die Wabe lag auf dem Boden der Beute, die Bienen schwirrten um mich rum. Oh mein Gott!
Erstmal hab ich die Kiste wieder zugemacht. Denn in dieses Gewimmel reinzugreifen war mir schlicht unmöglich. Erstmal einen Plan ausarbeiten. In meinem Fall: Geordneter Rückzug.
Völlig fertig schickte ich von Zuhause einen Hilferuf an die weltallerbeste Fjonka, die in Rekordzeit reagierte und mir unfassbar beruhigende und hilfreiche Worte mitgab. Fernwartung auf bienisch, sozusagen. Neu gestärkt wollte ich mich erneut auf den Weg machen um die Unordnung in meiner Beute aufzuräumen, als ich von einem fiesen Gewitter überrascht wurde. Also doch keine Bienenarbeiten mehr - sondern der Plan, das am nächsten Morgen noch vor der Arbeit zu erledigen. Unglaublich, wie Tiere einen motivieren können...
Ich war erleichtert - denn von den Bienen und meiner absoluten Inkompetenz hatte ich zu dem Zeitpunkt echt die Nase voll. Leider verzog sich das Gewitter aber wieder nach einer Stunde und ich konnte und musste doch nochmal los.
Also das ganze Zeug wieder auf das Fahrrad gepackt, dazu einen riesen Topf um die Wabe zu ernten und eine Grillzange - dem Besten Werkzeug für einen Wabenabriss. Für diesen Tipp ist der lieben Fjonka mein Dank für den Rest meines Lebens sicher!
Hingedüst, die Wabe in handlichere Stücke geschnitten und rausgeholt. Denn wenn der ganze Rotz mit anderen Waben verbaut wird, ist völliges Chaos im Kasten. Also raus damit. Und plötzlich habe ich gesehen: Scheiße - das ist gar keine Honigwabe, sondern eine Brutwabe! (Eigentlich kann man die gar nicht verwechseln, aber offensichtlich hatte ich bei der Aktion davor so neben mir gestanden, dass ich noch nicht mal mehr gerade gucken konnte.)
Eine wunderschöne Brutwabe - wichtig für die Volksentwicklung, und die liegt nun in meinem Topf! Ahhh! Im Geist bin ich meine Optionen durchgegangen und es zeigte sich bald, dass reinhängen mit Draht nicht funktionierte. Die Waben waren einfach zu instabil und wären glatt wieder gerissen.
Erneute Fernwartung, diesmal beim wwoofing-Imker. Mit der schrecklichen Beichte eine Brutwaben abgerissen zu haben. Von ihm auch beruhigende Worte und der Tipp: In die Beute stellen, warten bis die Bienen geschlüpft sind und dann rausnehmen. Ok, das hab ich hinbekommen und zum Glück waren die Verluste bei der Brut verhältnismäßig gering. Nun hoffe ich das Beste. (By the way: Die Wabe war eine traumhaft ausgebaute Brutwabe. Das lässt auf eine gute Königin schließen und ich gehe einfach davon aus, dass ihr heute nix passiert ist.)
Und dann war da immer noch der Krummbau. Noch eine Wabe galt es zu richten und bevor mich der Mut und die Geduld verlor, hab ich das dann auch noch schnell gemacht. Diesmal habe ich auf das Umbiegen verzichtet, sondern das Eck einfach rausgeschnitten. Denn noch eine Wabe zu gefährden hätte ich nicht über mich gebracht. In dem kleinen Stück waren tatsächlich Nektar und Pollen drin. Und ich habe geerntet. Eine winzige Menge und zur völlig falschen Zeit aus einem nicht so tollen Grund, aber immerhin: Die erste eigene Ernte von Pollen, Nektar und Wachs! Das vorher ausgemalte Hochgefühl blieb aus, aber der Nektar schmeckt trotzdem hammermäßig!
Und nun, da ich wieder eine Beute habe, deren Innenleben zwar nicht toll, aber wenigstens den Umständen entsprechend in Ordnung ist, bin ich auch wieder ruhiger. Ich denke, die Brut ist nicht verloren und ich kann ein bisschen Nektar schlecken. Und gelernt hab ich heute soviel, wie sonst nicht in einem halben Jahr!
Gestern war ich übrigens auch bei meinem Ableger und habe fast hysterisch gelacht, wie einfach die Imkerei mit Rähmchen ist - denn der Ableger ist in einer klassischen Zanderbeute mit Rähmchen und Mittelwänden untergebracht. So imkert nämlich mein Pate und bei ihm lerne ich die klassische Haltung. Und habe dabei ziemlich geschluckt, als ich sah, wie die Bienen jedes Fitzelchen freien Platz genutzt haben, um Drohnenwaben zu bauen. Da fehlt ihnen echt was, wenn sie sich keine Jungs ziehen können und mir wurde klar, warum ich keine Mittelwände mag. Auch dort habe ich die Königin gesehen und der Pate hat sie gleich gekennzeichnet. Also ganz traditionelle Imkerei und der Unterschied zwischen beiden Betriebsweisen ist total spannend. Wahrscheinlich als Anfängerin der totale Overkill, aber man muss nehmen, was man bekommt.
Tja, und nun habe ich meine erste mini-mini-mini-Ernte. Dazu viele Erfahrungen, auf die ich gerne verzichtet hätte und die einem erfahrenem TBH-Imker nicht passiert wären. Und nun versuche ich, in Zukunft bei meinen Bienen nicht mehr so grandios viel zu verschlimm-bessern. Ich hoffe, das klappt!
11 Kommentare:
Hallo Zora!
Was für Aufregungen, sogar wenn mein Dein Posting liest, schwappt die Aufregung rüber.
Ich wünsche Dir und den Bienen das allerbeste!
lg
Maria
Hallo Zora,
seit letztem Jahr trage ich mich auch mit dem Gedanken, mmir Bienen "anzuschaffen"; ein Kollege ist (unkonventioneller) Imker. Beim Einlesen (lange nicht soooo viel wie du) fand ich die Bienenkiste ganz gut...
Bin mal gespannt, wie es dir weiter ergeht, denn wenn ich Bienen ein Zuhause gebe, will ich das alleine machen, und nicht noch meine Familie, die das eher skeptisch beäugt, mit einbinden.
Du fängst ja jetzt erst an, aber der durchschnittliche Arbeitsaufwand würde mich schon interessieren!
@Maria: Ohja - es war aufregend. Nervenzerreibend trifft es aber wahrscheinlich noch besser. Ich war wirklich fix und alle nach dem Wabenabriss.
@Zeitaufwand: Definitiv am wenigsten Arbeit hat man mit der Bienenkiste. Da muss man keinen Krummbau beseitigen und macht sie insgesamt viel seltener auf, als eine TBH. Ich meine, man sagt pro Volk und Jahr was um die 20 Stunden, aber als Anfängerin kann ich das nicht glauben. Wobei Anfänger eh viel zu oft reingucken und dadurch eher schaden als nutzen (wie ich ja wunderbar bewiesen habe).
@skeptische Familie: Meine Eltern waren zu besuch und haben die Bienen angeschaut und waren gleich sehr angetan. Die kommen auch ins Grübeln, obwohl die vorher mit Bienen so überhaupt gar nüscht am Hut hatten. Ich glaub, wenn sie mal da sind, dann können sie auch Skeptiker verzaubern....
LG Zora
LG Zora
... und ich hatte schon gedacht, ob es wohl SEHR aufdringlich wäre, per mail nochmal nachzufragen, wie's denn nun gelaufen ist - und dann les' ich dies hier! Vielen Dank für die Blumen - und ich fereu' mich, daß es dann doch noch so gut geendet hat! So eine schöne Brutwabe hätte ich auch nicht rausgenommen - zum Glück ist es uns bisher nur mit vollen, frischen Nektarwaben passiert, daß sie abgerissen sind (und Dir wird es auch nicht oft passieren, denn ist so eine Wabe erst einmal bebrütet, ist sie gleich viel stabiler (Larvenhäutchen, das kann man wirklich merken! Wabenhygiene hin oder her - ist eh umstritten, ob dunkle Waben wirklich des Teufels sind ;-) die Bienen sorgen ja auch selbst für Hygiene... Wir jedenfalls haben immer nur sparsam die allerdunkelsten entsorgt.
@Bienenkiste: man bedenke aber bitte auch, daß man das schwere Trumm hochstemmen muß - und daß man ja auch mal gern reingucken WILL, aber gerade als Anfänger fast nichts erkennen kann, wenn man keine Waben ziehen kann
Ja, ich freu mich auch, wenn meine Waben nicht mehr komplett taufrisch sind. Jetzt, nachdem ich das Nektarstück genau unter die Lupe genommen habe und gesehen hab, wie unfassbar dünn die Wände sind, erstaunt mich nicht der Abriss, sondern dass das Ding überhaupt halten kann. Wirklich ein Wunder der Natur, so eine Wabe!
Das nicht-reingucken-können war auch tatsächlich mein Hauptargument gegen die Kiste. Ich wusste ja, dass mir die TBH viel mehr Arbeit macht, aber das wollte ich ja gerade auch (bis ich die Arbeit dann tatsächlich hatte).
Aber nee, so ein hausgemachtes Drama brauch ich nicht mehr - ich hab doch so einiges gelernt und hinter meine Ohren geschrieben. Jetzt kann es die nächsten Wochen hoffentlich nur besser werden (bis zum nächsten Drama ;-)
LG Zora
Hallo Zora,
das klingt ja nach einem nervenzerfetzenden Erlebnis, Wahnsinn! Aber du hast es gemeistert und ich drück die Daumen, dass es deinem Schwarm gut geht!
Liebe Grüße,
Marlene
Ja, Marlene, das war es in der Tat. Ich mach drei Kreuze, wenn wieder Ruhe und Ordnung beim Schwarm herrscht.
LG Zora
ich hab zwar so ungefähr gar kein wort verstanden... beute, krummbau?! ... abere klingt trotzdem echt spannend :D
Hi Zora,
danke für den schönen Überraschungsbesuch bei uns! Deine Seite habe ich dadurch erst entdeckt - genial. Daniel hat vor Kurzem auch erst einen Bienenkurs gemacht, denn wir haben ganz ähnliche Pläne bezüglich Hofsuche etc.. Allerdings haben wir es auf Brandenburg abgesehen :) Nun muss ich mich erst einmal durch deinen Blog schmökern, gibt ja viel zu entdecken...
Liebe Grüße aus'm Norden!
Marie Hinterwäldler
Hallo Marie,
Ja, das mit dem Imkerkurs hatte ich gelesen und das war mit ein kleines Bausteinchen, dass mich auf diesen Weg geführt hat. Viel Spaß beim Schmökern, ich hoffe, du findest anregende Lektüre!
LG Zora
Liebe Leni,
ja, tschuldigung, ich fachsimpel so blöd vor mich hin, ohne zu bedenken, dass das ja lauter Fachausdrücke sind.
Beute wird die Kiste genannt, in der die Bienen wohnen. Der Deckel der Kiste sind lauter Leisten, an denen die Bienen ihre Waben runter bauen. Krummbau entsteht, wenn die Waben nicht an einer Leiste, sondern an mehreren festgebaut werden. Dann verklebt der Deckel sozusagen und ich komm nicht mehr an die Bienen und den Honig ran.
ich gelobe Besserung mit meiner Fachsimpelei!
LG Zora
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