Mittwoch, 27. Mai 2015

wwoofen III: Landleben

Nun ist mein wwoofing-Abenteuer ja schon wieder ein paar Tage vorbei, aber heute will ich noch zum Abschluss vom Alltag jenseits der Tiere am Hof erzählen: Insgesamt waren die Tage so ausgefüllt und körperlich anstrengend, dass ich meistens schon abends um 9 oder 10 ins Bett gefallen bin. Und das, obwohl ich mittags schon oft einen kleinen Zwischenschlaf einlegen musste. Gegen Ende meines Aufenthalts wurde es zwar besser, aber so wirklich topfit war ich zu keinem Zeitpunkt. Das hat mir sehr deutlich vor Augen geführt, wie wenig körperliche Betätigung ich in meinem Leben habe und wie grauenvoll dieser Umstand ist.

Am Hof war das natürlich anders, denn allein schon meine Morgenbeschäftigung war das Sensen. Ich habe gefühlt ein halbes Fußballfeld gemäht und das allerschönste Heu und malerische Ansichten dabei produziert.
Gesenst habe ich zum Glück schon mal davor, da fiel mir der Einstieg nicht ganz so schwer. Der Bewegungsablauf ist echt simpel, aber manchmal will das Gras nicht so, wie es soll und dann wird es mühsam. Oder wenn ein Baum oder ein Zaun einen Weg kreuzt und du drum herum schnibbeln musst. Zwischendrin musste natürlich die Klinge immer wieder gewetzt werden, das war schon ein recht meditativer Morgeneinstieg, der gleichzeitig ein gutes Training war. Das Zusammenrechen des Heus ein paar Tage später ging dann auch gut auf die Arme, war aber ebenfalls eine schöne Beschäftigung, weil die Ergebnisse so gut zu sehen waren.
Dann gab es natürlich viel in Garten und Gewächshaus zu tun: Unkraut jäten, Blumen und Gemüse sähen, Tomaten hochbinden, Brennesseljauche ansetzen, Erdbeeren mit Stroh polstern, Salat ernten. Bei gutem Wetter sind die Bienen wie wild geflogen und die ganze Luft hat gesummt, das war wirklich sehr schön. Ruhiger und deutlich wärmer war es dagegen im Gewächshaus - definitiv mein Lieblingsplatz!
Und wenn ich groß bin will ich auch mal ganz dringend eins haben. Es gab fast täglich frischen Salat aus dem Gewächshaus und an einem Abend Pizza aus dem Steinbackofen mit frischem Rucola. Besser geht's kaum!

In der Küche war ich natürlich auch eifrig. Den Rest vom Rucola habe ich in einen italienischen Nudelsalat verarbeitet, dazu gab es ein frisch gebackenes Brot mit handgeknackten Walnüssen und Rhabarbersirup habe ich auch produziert. Und eifrig Rezepte aus alten "Kraut und Rüben" Magazinen abgeschrieben. Mein größter Erfolg war jedoch, meine Gastgeber in das Geheimnis des echten Vanillezuckers einzuführen und zu wissen, dass sie nie wieder blöde Vanillin-Tütchen kaufen werden.
Es war absolut genial, endlich mal vom Träumen ins Handeln zu kommen und festzustellen, dass das Landleben genau mein Ding ist - selbst wenn es anstrengend ist und alles weh tut. Wenn der Traum gelebt wird schaut er gar nicht mehr romantisch aus, sondern fühlt sich primär erledigt, schmerzhaft und müde an. Aber heidewitzka - es ist so genial und ich will mehr davon!

Der Acker ist ein Ersatz, der so den aller größten Druck rausnimmt, aber es ist auch klar, dass sich an den Lebensumständen in absehbarer Zeit etwas ändern muss. Denn nun wieder in der großen Stadt zu arbeiten und den ganzen Tag am Schreibtisch zu hocken ist eine Umstellung, die ich leider gar nicht gut finde.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Zora!

Das klingt wirklich ganz danach, als hättest Du Deine Berufung gefunden...

lg
Maria

Marie hat gesagt…

Ich krieg verdammt gute Laune wenn ich das hier lese. Und ich werd sowas von neidisch! Fantastische Bilder.

LG
Marie

Zora hat gesagt…

wwoofen kann ich echt nur empfehlen. Die Idee hat bis zur Umsetzung nur ein paar Wochen gedauert. Gut, mit frischem Nachwuchs ist das natürlich erstmal nicht drin, aber es gibt auch Höfe, die Familien mit Kindern aufnehmen (wenn sie ein bisschen größer sind.)
LG Zora