Manchmal ist die Umstellung auf plastikfreie Alternativen wirklich ein langer und mühsamer Weg. Und das scheinbar Einfachste der Welt kann zu einer echten Geduldsprobe werden, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Ein Symbol für dieses Ringen durfte heute das Haus verlassen:
Ein Plastikschneidebrett.
Es gab schon immer mehr als genug Holzbretter in dieser Küche und trotzdem stand dieses spezielle Brett hoch in der Gunst des Mitkochers. So hoch, dass selbst ein sehr schönes und großes Bambusbrett kein Ersatz bieten konnte. Bereits vor längerer Zeit wurden die Holzbretter dann noch um einen Metzgerblock ergänzt, der seitdem auf der wenig schönen Arbeitsplatte liegt. Damit verschönert er nicht nur die Küche, sondern reduziert auch den Bedarf an Schneidebrettern drastisch, da fast nur noch auf ihm geschnitten wird.
Durch diese Veränderung wurde auf einmal das Plastikbrett nicht mehr genutzt und nachdem ich das eine ganze Weile beobachtet habe, ergriff ich nun die Gunst der Stunde und stellte seine Existenzberechtigung in Frage. Und tatsächlich: Es darf weg!
Das war ein langer Weg - dieses Brett steht schon seit über zwei Jahren auf meiner Abschussliste!
Man sollte meinen, dass so etwas einfaches wie ein Schneidebrett wirklich keine große Sache ist - aber selbst die Umstellung in Sachen Klopapier, die erstmal deutlich drastischer wirkt, war für uns viel, viel einfacher und unspektakulärer.
Und das zeigt mir mal wieder, wie unterschiedlich Menschen sind. Für die einen ist die eine Umstellung ganz einfach, für die anderen eine völlig andere. In der einen Familie würde das Brett einfach durch einen ersetzt, in der anderen wird sowas gemeinsam entschieden. Es gibt einfach keinen Königsweg ins plastikreduzierte Leben. Wo der eine mit dem Brotbelag hadert, hängt der andere an seinem Lieblingsshampoo und kann sich keinen Ersatz dafür vorstellen. Der eine liebt sein Plastikschneidebrett, den anderen schaudert's nur schon beim Anblick.
Dieses Plastikbrett zeigt mir, dass es für Menschen, die keine Singles sind, nur gemeinsam gehen kann. Dass Kompromisse gefunden werden müssen, dass es Geduld braucht, dass ich mein Gegenüber sein lassen und seine eigenen Vorstellungen leben lassen muss. Wenn zwei ihr Leben gemeinsam gestalten, muss so etwas großes wie eine Plastikreduktion von beiden getragen werden, damit sie funktioniert. Und das braucht seine Zeit, wenn das Thema unterschiedlich bewertet und angegangen wird.
Dieses Brett zeigt mir aber auch, dass der stete Tropfen den Stein höhlt. Indem ich den anderen lasse, ihm nicht mit Druck oder Vorwürfen komme, sondern mich für mich selbst bemühe, nach meinen Werten zu handeln und zu leben, kann der andere nach und nach Veränderungen zulassen und auch einiges für sich selbst übernehmen.
Ich selber scheitere immer noch wahnsinnig oft beim Einkauf und habe da noch einige Hausaufgaben vor mir. Da wäre es wirklich unpassend gewesen, mit dem Lieblingsteil eines anderen anzufangen. Und auch wenn mir das klar ist und ich das reumütig einsehe, bin ich trotzdem wahnsinnig froh, dieses ungeliebte Teil nicht mehr im Haus zu haben!
Und nein, ich werde es nicht spenden und damit sein Leben verlängern, sondern es tatsächlich entsorgen. Denn wenn mich die Vorstellung gruselt, Plastikpartikel beim Schneiden abzuhobeln und dann im Kochgut zu haben, so will ich den Scheiß nicht an jemand anderes weitergeben.
Ein Plastikbrett. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ausgerechnet das die Umstellung so lange überstehen würde. Aber Aushandlungsprozesse brauchen ihre Zeit und es ist ein gutes Gefühl, wenn alle Beteiligten dann hinter der Entscheidung stehen können.
Mich würde wahnsinnig interessieren, wie es anderen Plastikvermeider/innen mit diesem Thema in ihrer Beziehung / Familie geht: Ziehen die anderen mit? Stehst du allein auf weiter Flur? Wie wird ausgehandelt und was sind Punkte, an denen es schwierig ist, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen?
19 Kommentare:
Da kann ich Dir nur Recht geben. Ich finde es sehr schwierig, da mein Mann sich der Problematik nur sehr langsam bewußt wird. Da er auch derjenige ist, der einen Teil des Wocheneinkaufs erledigt, muss ich da wohl viel Geduld haben...
Gruß von der Maus
Ha, wir sind ein 6-Personenhaushalt (plus manchmal noch Freundinnen und Freunde der Kinder) mit 4 manchmal noch pubertierenden Kindern. Da solltest du mal die Meinungsfindung erleben ;-)
LG Jutta
@Maus: Ja: Geduld und Spucke! Ohne geht's nicht. Auch wenn's manchmal einiges an Selbstbeherrschung kostet.
@Jutta: *lol* ich glaub, das will ich gar nicht miterleben ;-)
Bei uns ist das ähnlich. Wir sind nur ein Zwei-Personene-Haushalt. Doch in vielen Bereichen müssen eben Kompromisse gefunden werden.
Und gerade bei Plastik-Schneidbrettern ist das schwierig - wir haben die Dinger nämlich ebenfalls im Haushalt.
Viel Erfolg weiterhin bei der Umstellung.
Liebe Grüße,
Julischka
Wir leben ebenfalls in einem Zwei-Personen-Haushalt. Manche Umstellung fällt leicht, andere eher weniger. Wir haben zwar sofort die Plastikschneidbretter entsorgt, doch der Wasserkocher ist immer noch in der Küche, ebenso die Pad-Kaffeemaschine.
Kompromisse zu finden ist oft nicht leicht und ich muss mich wirklich bemühen nicht wie eine Walze über meinen Partner drüber zu fahren: ganz nach dem Motto, du musst, du sollst etc. Und ihm sein eigenes Tempo lassen.
Danke für den inspirierenden Beitrag zur Selbstreflexion. Würde mir auch öfters nicht schaden und das Zusammenleben einfacher gestalten.
Liebe Grüße, Daniela
Ohja - ich bin Mrs. Walze höchstpersönlich! Dabei ist ganz schlecht für den Haussegen. Aber es ist manchmal so verdammt schwer, den Mund zu halten, oder nicht abschätzig in den Einkaufswagen zu gucken, usw. Und dann gibt's wieder Momente, wo der andere von sich aus auf Plastik achtet und das sind dann natürlich echte Highlights.
Und ja, diese doofen Plastikbretter sind zäh. Ich habe so oft gelesen, dass die als erstes rausgeflogen sind und war immer ganz neidisch und hab mich immer gefragt, wie es anderen Paaren geht, bei denen einer dieses Thema hat und der andere eben nicht. Es braucht halt alles etwas länger...
LG Zora
ohja, ich kenne das... nur zu gut! ich bin da auch eher von der sorte "walze", nur bringt das leider nicht so viel :D
Komisch - auch bei uns sind die uralten Plastikschneidbretter Thema. Wir haben wirklich, wirklich genügend Bretter - aber auch bei uns dürfen die einfach nicht weg - und da es andere sind als bei Euch, beschichtete, sind die sogar noch schlimmer - nämlich an den Seiten ganz aufgequollen .... *g*
Insgesamt sind wir aber Beide wenig konsequent, sondern machen eher kleine Schritte bei einfachen Dingen - und so gibt es außer den Schneidbrettern auch eher wenig darüber zu diskutieren:
Einkaufen tut der Herr des Hauses, und da ich heilfroh bin, das nicht zu müssen, sage ich kein Tönchen dazu ;-) Shampoo, Bürste etc - das haben wir getrennt, und ich stelle um, der Herr nicht - kein Problem für mich.
Noch was anderes (da es keine Suchmaske gibt, kann ich nicht selbst suchen, ob es was dazu gibt): Klopapaier umgestellt?????
@Leni: Oh man, ich bin echt froh, nicht allein damit zu sein. Sonst liest man echt wenig über das Paarkonflikte-Potential, dass so eine große Umstellung mit sich bringen kann.
@Fjonka: Boah, eure Bretter klingen aber echt gruselig! Ich hab ein bissl manipuliert, indem ich das Plastikbrett immer hinter die Holzbretter gestellt habe. So wurde ging der erste Griff zum vordersten Brett und das Plastikteil wurde automatisch weniger benutzt ;-)
Ach, und Klopapier is ganz harmlos. Schaust du hier: http://foolfashion.blogspot.de/2014/01/top-10-im-badezimmer.html
Hey Zora,
da hast du mir grad echt was zum Nachdenken gegeben. Was meinen Teil anbelangt (Putzutensilien, Hygienekram) hab ich einfach umgestellt, das war kein Thema ob Flüssigseife oder am Stück. Auch mit meinem Bio-Tick geh ich nicht mehr auf den Wecker, im Gegenteil :-) Wenn wir etwas gemeinsam kaufen, dann hinterfragen ich oft: gibts das nicht auch ohne Plastik? Und oft schaut die Alternative auch hübscher aus ;-)
Dagegen freu ich mich schon auf Obst und Gemüse aus dem Garten, denn beim Lebensmitteleinkauf konnt ich noch nicht so recht überzeugen...
Gut Ding will Weile haben!
Lg Chrissi
Hallo !
Mein Mann hat sich gefreut , als unser Plastikbrett entsorgt wurde und hat es gleich mit in seine Werkstatt genommen . So kann es als Unterlage für
Bastelarbeiten noch sinnvoll genutzt werden.
LG Inge
@Chrissi: Ich find, du hast es genau richtig gemacht: Bei deinem Kram angefangen. Deswegen hab ich auch im Bad mit den Umstellungen begonnen. Das war einfach am Beziehungsverträglichsten ;-)
@Inge: Ach, das ist ja eine richtig gute Lösung! Manche Sachen gehen gemeinsam echt total einfach und um andere muss gerungen werden...
LG Zora
Hallo Zora!
Ich hatte genau das gleiche Schneidbrett wie Du - meines ist bereits 2013 rausgeflogen und ich war echt froh darüber. Bei genauerem Hinsehen war klar, nie wieder!
Ich habe das Glück dass Herr Widerstand seinem Namen nur in meinem Sinne gerecht wird. Er leistet gegen die gleichen Dinge widerstand wie ich und ich habe bei ihm wirklich volle Unterstützung. Ja sogar mehr, er regt mich immer wieder an, über manches nachzudenken.
Leider weiß ich, dass nicht alle Männer so sind und darum schätze ich das an meinem Herrn Widerstand so sehr!
lg
Maria
Oh, Maria, da hast du aber einen echten Glücksgriff getan! Herzlichen Glückwunsch dazu!
LG Zora
Hallo Zora,
ich kenne das und es ist notwendig, auch wenn man manchmal Niederlagen einstecken muss. Ich bin bei der Stoffwindel gescheitert und wenn ich die Windeln nicht alleine wechseln, waschen und trocknen und mir dazu noch Ärger mit dem Partner einhandeln will, dann muss man auch mal nachgeben und eben an anderer Stelle weiterkämpfen. Ohne Mithilfe der anderen geht es nicht und es soll ihnen ja auch selbst gefallen und einleuchten (braucht Zeit, aber geht tatsächlich) udn als "Ökofaschist" will man ja auch nicht enden.
Aber Glückwunsch zum plastikfreien Schneidebretterpark, bei uns gibt es leider auch noch einige alte Plastikteile.
Liebe Grüße,
Marlene
Boah, Windeln sind ja ein ganz fieses Feld, um seine Vorstellung nicht umsetzen zu können! Mein Beileid dazu!
Aber es ist wirklich besser, kein "Ökofaschist" zu sein, sondern auch mal den Mund zu halten, den moralischen Zeigefinger eingepackt zu lassen und zu akzeptieren, dass andere Menschen andere Vorstellungen haben. Auch wenn's manchmal echt schwerfällt. Aber gut: Sich nicht gegenseitig an die Gurgel zu gehen hat auch einen unbestreitbaren Wert ;-)
LG Zora
... bei uns War es genau andersherum..
Mein Mann War schon immer ein Gegner von plastik..
Aber erst seid ca 2 Monaten stellen wir alles nach und nach um..
Wir machen eher eine Art Wettbewerb drauß so nach dem Motto: wer findet es eher plastikfrei :) das finden wir beide super und unsere Kinder (3 und 5) erzählen nun allen auf dem Spielplatz das ihre tupperdosen superschlecht für Mensch und Natur sind und das sie lieber Glas oder Metall nehmen sollen *lach* auch im Kindergarten wurden die Kannen für die Getränke (aus plastik) bei der kindergartenleitung (!) Hinterfragt...ja die Kinder kommen doch sehr nach uns und wollen dann doch lieber die Welt ändern....
Sie sind sehr stolz auf ihre edelstahlbrotdosen und finden Sie Viel besser als die rosanen plastikdinger die sie vorher hatten ;)
hach, sehr lässig von euren Kids, Krysha! Da freu ich mich sehr, wenn schon die nächste Generation am Start ist, die Welt zu verbessern! Ihr Eltern macht da offensichtlich einen guten Job!
LG Zora
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