Tja, irgendwie hab ich's grade mit der kulinarischen Resteverwertung. Diesmal hat es mich dafür zu foodsharing getrieben. Wer das System nicht kennt, es geht dabei um folgendes: Foodsharing verteilt Lebensmittelüberschüsse, um unnötige Verschwendung zu verhindern. Das funktioniert indem Freiwillige aussortierte Lebensmittel von teilnehmenden Supermärkten/Händlern abholen und aufessen, bzw. weiterverschenken. Die allermeisten dieser entsorgten Lebensmittel sind nämlich noch absolut in Ordnung und genießbar, sie haben vielleicht bloß eine Druckstelle, das MHD läuft bald ab oder sie sind aus einem anderen Grund nicht verkäuflich. Auch Privatpersonen können ihre überschüssigen Lebensmittel über Foodsharing teilen, etwa wenn nach einer Party was übrig bleibt, der Garten einen mit Gemüse überschwemmt oder vor'm Urlaub der Kühlschrank leergeräumt wird.
Weil ich die prinzipiell Idee gut finde und schon länger überlege, da einzusteigen, habe ich nun meine Feuertaufe hinter mich gebraucht und bei der Eröffnung eines sogenannten Fairteilers geholfen. Das sind Orte, zu denen überflüssige Lebensmittel gebracht werden und von anderen mitgenommen werden können. Alles ganz ohne Geld.
Da stand ich gestern also in einer Gruppe wildfremder Menschen und habe gerettetes Gemüse geschnibbelt, gedünstet und eine Quiche gebacken. Daneben blubberten zwei riesen Töpfe Brokkoliesuppe und Reis und Semmeln gab es auch mehr als genug.
Bei der Veranstalltung selbst wurde dann eine Doku zum Thema Lebensmittelverschwendung gezeigt, das gekochte Essen gegessen und jede/r konnte aus dem Fairteiler die Lebensmittel mitnehmen, die ihm/ihr gefallen haben. Und obwohl ca. 40 Leute da waren, war der Kühlschrank am Ende des Abends immer noch nicht leer.
Ich selbst habe auch ganz ordentlich zugeschlagen und konnte so den nächsten Einkauf zwar nicht ausfallen lassen, aber doch um einiges nach Hinten schieben.
Bei meinem ersten Kontakt zu foodsharing konnte ich hauptsächlich Obst und Gemüse mitnehmen, diesmal gab es deutlich mehr Milchprodukte. Man weiß halt nie, was da sein wird.
Und bei der Auswahl stand ich prompt vor dem nächsten Dillema: Denn ich habe lauter Sachen eingepackt, die ich normal nicht kaufe. Denn ich will ja eigentlich möglichst keine Dinge mehr essen, die in Plastik verpackt sind. Da gruselt es mich mittlerweile einfach. Und ich will eigentlich auch nicht so gerne Chemiekeulen-Pudding essen. Aber wenn die Sachen in Massen vor mir liegen und ich weiß, sie bleiben übrig, wenn ich sie nicht nehme, dann packe ich sie eben doch ein und esse sie. Also finde ich einerseits foodsharing eine geniale Sache, die unbedingt unterstützenswert ist, auf der anderen Seite widerstrebt es aber meinem sonstigem Bemühen nach gesundem Essen (wie gesagt, nicht wegen Haltbarkeit, sondern wegen der ursprünglichen Produktionsweise und den Inhaltsstoffen). Nur Obst, Gemüse und Bioprodukte mitzunehmen, ist für mich nicht in Frage gekommen, weil ich dann tatsächlich fast nichts hätte retten können.
Ich weiß, dass viele Bioläden mit Foodsharing kooperieren, es also diese Lebensmittel durchaus zahlreich gibt, nur diesmal war das eben tatsächlich nicht der Fall. Ich weiß noch nicht, wie es für mich bei foodsharing weitergeht, ich weiß nur, dass ich eine bessere Form für mich finden muss, wie ich meine verschiedenen Werte da unter einen Hut bekomme. Es bleibt jedenfalls spannend. Beim nächsten Stammtisch will ich gerne dabei sein und dann vielleicht sogar mal selbst bei einer Lebensmittelabholung mitgehen. Vielleicht hab ich ja Glück und es gibt dann wieder mehr Gemüse.
5 Kommentare:
... an sich ne großartige Sache. Auch weil es Menschen mit ähnlichen Anliegen zusammenbringt. Und vielleicht neue Ideen hervorbringt.
Aber dass es eben nicht das ist, was man kaufen würde hat mir auch das Containern verleidet.
Danke für Deinen Bericht!
Hallo Zora!
Ich finde foodsharing ja eine sehr geniale Idee und unterstütze das auch sehr. Demnächst wird in meinem Ort ein fairteiler eingerichtet werden.
Die Problematik mit der Art der Lebensmittel kenne ich jedoch auch. Vor allem diese Fertigprodukte aus dem Kühlregal nehme ich trotzdem nicht mit.
Allerdings ist es für mich eine Möglichkeit, quasi keinen Plastikmüll bei solchen Lebensmitteln zu produzieren, die ich nur sehr schwer oder gar nicht ohne Plastik bekomme.
Man muss erst lernen wählerisch zu werden/sein, bei dieser Fülle an Überfluss, der sich uns da bietet.
lg
Maria
Ist ja toll, dass ihr einen fairteiler bekommt! Und du hast recht: Das muss ich noch lernen, nicht alles mitnehmen zu wollen, bloß weil es da ist. Für mich ist ja die reduzierte Kiste im Supermarkt auch oft eine super Gelegenheit Produkte mit Platik zu bekommen, die ich sonst nicht kaufen würde.
LG Zora
Hallo Zora,
toll die Sache mit dem foodsharing! Und ich kann Dein Dilemma nachvollziehen, mir geht es immer so, wenn wir im Supermarkt an der Kiste mit den runtergesetzten Lebensmitteln vorbeikommen. Wir retten auch zu gerne etwas davon. Mittlerweile aber nur Sachen, die wir auch mögen oder eh probieren wollten. Es ist schwer, da einen Kompromiss für sich zu finden..
LG Katja
Wir nutzen die reduzierte Kiste mittlerweile echt gerne, um Sachen zu kaufen, die wir sonst nicht plastikfrei kriegen und auch nicht mehr kaufen: Lachs, Krabben und Mozarella - das gibt immer ein Fest, wenn irgendwas davon in der Kiste ist.
LG Zora
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