Jetzt hat es auch mich erwischt: Ich habe ein astreines Teil für die Tonne produziert, das ich weder retten kann noch will.
Alleine die Stoffe sind, diplomatisch ausgedrückt, ein Traum in Polyester. Vermute ich jedenfalls mal. Das Futter besteht aus einer geschenkten Bettwäsche, die sich verdächtig nach Plastik anfühlt, was aber nicht weiter schlimm ist, weil der Außenstoff (dunkellila Strick) sich ebenfalls wie verstrickte Malerfolie anfühlt. Den hatte ich mal sehr günstig in einem Ausverkauf erstanden, zu einer Zeit, als ich selbst noch nicht gestrickt hab. Wie mir allerdings die Haptik so völlig entgehen konnte, kann ich rückblickend nur mit einem Kaufrausch erklären - besonders in Hinblick auf den weiteren halben Meter in Fliederlila, den ich hier auch noch rumfliegen habe.
Nun wollte ich mir also einen gefütterten Bolero nähen. Zu denen habe ich eh ein gespaltenes Verhältnis, weil sie zum einen nur wie eine schlechte Karrikatur eines echten Kleidungsstückes ausschauen, zum anderen aber den Look bestehende Outfits deutlich ändern, was wiederum genial ist für so ein kleines Teilchen. Also ein Bolero nach einem gut 10 Jahre alten Burda-Schnitt, der im Original natürlich mal wieder nicht gefüttert ist.
Die Stoffe sind hin und her gerutscht, dass es jeden Eiskunstläufer neidisch machen würde, zum Nähen aber einfach die Pest ist. Nichts hat aufeinander gepasst und der Außenstoff hat Falten geworfen, wie ein achtzigjähriger Elefant.
Zusätzlich bin ich an der Fadenspannung gescheitert, keine Chance die g'scheit einzustellen, die Rückseite der Nähte sieht einfach nur schrecklich aus. Ob das an den Stoffen lag oder immer noch mit dem Fadensalat von neulich zu tun hat, weiß ich nicht. Jedenfalls hatte die Fadenspannung zur Folge, dass sich die Kanten der Jacke verzogen haben und nach außen, bzw. innen drehen. Und damit sieht man die Rückseite der Doppelnaht, die einen wenig erbauenden Anblick bietet.
Und zu guter Letzt find ich die Labellösung im Nacken doof. Bei Catherine hatte ich mal irgendwo eine Jacke gesehen, bei der das Label im Nacken saß, mir hat die Idee gefallen - nur an meinem Bolero nicht. Das liegt zu großen Teilen am Futterstoff, von dem mir das Design gefällt, aber die Farbe nicht. Innen ist rosa schon ok, aber außen gefällt mir das gar nicht an mir.
Noch nicht mal für den Workshop-Klamotten-Fundus ist das Teil zu gebauchen, und eigentlich habe ich es nur der Vollständigkeit halber fertig genäht. Jetzt werde ich retten, was zu retten ist (nämlich das Label raustrennen) und den Bolero seiner finalen Bestimmung zuführen.
Für die Zukunft weiß ich also: Wenn schon strick, dann selbst gestrickt.
Ich mach mich dann wohl mal auf die Suche nach einer Strickanleitung für einen Bolero. Mal gucken, ob das besser klappt.
7 Kommentare:
Ach komm schon ... mit Strick kann Frau wunderbar nähen (darf nur nich so'n Synthetikmist sein)... die Idee an sich find ich gut ... Wendebolero wär doch super, deine Stoffauswahl gibt mir allerdings auch Rätsel auf - Sonntagsrätselpotential ;)
Die Sache mit dem Label im Nacken ... bei den Walkpullundern und -kleidern setz ich die auch immer in den Nacken ... ABER ich verwende den gleichen Stoff, so ist es schicki dezent vorhanden, knallt aber nich so! ;)
Ahoi, J.
Och nö!
Aber das mit der verstrickten Malerfolie kann ich mir direkt vorstellen *knister*
Auf dem ersten Bild sieht das ganze aber voll ok aus. Andererseits, so ein Bolero strickt sich doch einigermaßen schnell. Ich liebe übrigens Bolers, da sieht man noch viel vom Kleid und hat es doch ein bisschen muckelig.
LG! Catherine
Ja, auf dem ersten Bild sieht das Teil eigentlich ganz unschuldig-in Ordnung aus. Aber wir haben ja noch kein Anfassinternet.
Also möglichst umweltfreundlich entsorgen und schnell vergessen.
viele Grüße!
Du Arme - schade um die viele Zeit - bitte nicht länger drüber ärgern. LG
Ach ne, ich ärger mich nicht sonderlich. Irgendwie war mir das von Anfang an klar, dass das Material und das Rosa eigentlich nicht passen. Aber als dann auch noch die Ärmel zu kurz geraten sind (wie auch immer das passieren konnte) war der Ofen endgültig aus...
Also fällt das wohl unter die Kategorie "Dazugelernt", damit tröste ich mich immer wenn was nicht so klappt wie von mir geplant (das passiert mir häufiger). Meine Lösung für doofes Material ist meist es an die Schule der Kids zu verschenken, die finden meist eine Bestimmung für das gruseligste Material, Polyesterwolle kann Kind beispielsweise super für Spinnennetze verwenden (zwischen Tische, Stühle und Heizungen gespannt). Ich bin dann schon gespannt auf den gestrickten Bolero. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Ann
Irgendwie gehören diese Tonnenteile einfach zum Nähen dazu - war einfach mal an der Zeit dafür.
Kommentar veröffentlichen