Nach langen Jahren der Ruhe melde ich mich mal wieder hier. Soviel ist passiert, das würde den Rahmen sprengen, alles zu erzählen.
Aber eine Sache ist groß und wunderbar und ganz klein, ich bin nämlich Mama geworden. Schon vor einiger Zeit und ich möchte allen bald-Mamas (herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle!) die gerade das Internet hoch und runter suchen, wie sie denn ein Baby mit dem Thema Nachhaltigkeit in Einklang bringen können, ein paar Tipps geben.
Denn die Vorbereitungen für ein Kind, die ganze Recherche, ähnelt einem Fernstudium und kann einen echt in den Wahnsinn treiben. Die Suche nach der passenden Babyschale hat mich zum Beispiel Wochen gekostet. Ich meine, wer hat denn Nerven für sowas?!
Hier also meine Tipps, wie auch du aus deinem Kind ein Öko machen kannst, was ich wieder so machen würde und auch, was ich anders machen würde.
1. Minimalismus
Meine Regel Nummer eins in Sachen Babyausstattung! Denn du brauchst viel weniger als du denkst und es ist wirklich wahr, dass das Nötige besorgt werden kann, wenn das Baby da ist. Gleichzeitig ist es sinnvoll und notwendig vorbereitet zu sein. Ich zum Beispiel war bis heute in keinem klassischen Babyladen und erstaunlicherweise fehlt es dem Kind bis heute an nichts.
Wir haben kein Kinderzimmer, sondern eine alte Kommode, als Wickelkommode in der ecke des Wohnzimmers stehen. Und für die ersten Monate hatten wir einen Stubenwagen in der Wohnküche. Das war's an Erstaustattungsmöbeln - gekauft war keins davon, da der Stubenwagen ein Familienerbstück ist.
Es ist auch wahr, dass Menschen Babysachen ausleihen oder schenken. Und zwar auch mehr als gedacht. So kamen wir an Klamotten, ein Beistellbett, Tragetuch, Stoffwindeln, etc. Da kommt echt was zusammen, wenn du dich im Bekanntenkreis umhörst.
2. Gebraucht kaufen
Einige Dinge müssen dann doch gekauft werden und dafür ist mein liebster Platz twww.vinted.de (not sponsored). Es gibt auch Babyflohmärkte, aber die Kombination aus Landleben, Coronabeschränkungen und Abneigung gegen Rosa oder Blau haben mich ins Internet abwandern lassen. Abgesehen von einem Pullover trägt das Kind nur gebrauchte Kleider, die alle in einem Topzustand und spottbillig sind. Außerdem sind alle hässlichen Produktionsreste mittlerweile ausgewaschen. So gewinnen alle.
3. Stoffwindeln
Der mit Abstand größte und wichtigste Punkt, ein Kind nachhaltig(er) groß zu kriegen sind Stoffwindeln. Auch die sind gebraucht zu kriegen, aber selbst neu gekauft sparen sie über einen ganzen Wickelzyklus unfassbar viel Geld und Müll. Es gibt verschiedenste Systeme, für mich hat sich die Kombination aus PUL-Überhose und Prefolds absolut bewährt. Dazu 2 große Nassbeutel für die dreckigen Windeln, damit immer einer gefüllt und einer auf der Wäscheleine trocknen kann, kommen wir super hin.
Feuchttücher habe ich auch mit welchen aus Stoff angefangen, aber das hat für mich nicht gut geklappt. Da benutzen wir also Einmaltücher, was sicher verbesserungswürdig ist, aber der Alltag mit Kind muss praktikabel sein. Also erlaube ich mir da die Bequemlichkeit. Ebenso auf Reisen, da wird mit Wegwerfwindeln gewickelt.
4. Kinderwagen
Ein großer Recherche- und Kostenpunkt ist der Kindertransport. Egal ob Tuch, Kinderwagen oder Babyschale/Kindersitz, das Zeug kostet richtig Geld. Überleg dir genau, welche Bedürfnisse du hast. Willst du tragen, oder brauchst du einen Kinderwagen. Welche Anforderungen muss der erfüllen: lebst du in der Stadt oder auf dem Land, wo du im Wald spazieren gehst? Muss der Wocheneinkauf damit transportiert werden, etc.? Und dann schau dich bei gebrauchten Kinderwägen um. Es ist möglich, den für dich idealen Wagen zu einem absolut vernünftigen Preis zu kriegen (also in unserem Fall 500,- günstiger, als wenn wir ihn neu gekauft hätten). Bonuspunkte: Da der Wagen schon lange in Betrieb ist, ist er auch schon ausgedünstet.
5. Babyschale/Kindersitz
Was hab ich gesucht. Meine Herren! Unser Auto ist alt, also ging Isofix nicht, dabei ist so eine Station zum Reinklicken mega praktisch. Schließlich habe ich rausgefunden: Es gibt auch Basis-Stationen zum Gurten. Wer hätte das gedacht? Wesentlich schneller und nervenschonender wäre ich zu dem Ergebnis gekommen, wenn ich einen Fachladen für Babyschalen/Kindersitze aufgesucht hätte. Das haben wir dann beim Kindersitz (einem Reboarder) so gemacht und es war super. Nach einer Stunde Beratung hatten wir den richtigen Sitz für uns und unser Auto. Das hat gekostet, aber der Punkt ist es mir absolut wert und es wahr eine Wohltat, kompetent beraten zu werden.
6. Spielzeug
Braucht es eigentlich gar nicht, solange es Töpfe, Klopapierrollen und ähnliches gibt. Soll es aber "richtiges" Spielzeug sein, gibt es das auch in den meisten Fällen gebraucht, außer es soll was ganz Spezielles sein (wie zum Beispiel ein Rutschauto aus Metall statt Plastik). Achte auf die Materialien. Ich brauch wohl nicht erklären, dass mein Kind kein Plastikspielzeug hat. Wenn ihr viel Besuch bekommt lohnt es sich, eine "Keine Geschenke"-Regel aufzustellen. Sonst ertrinkt ihr in Spielzeug und Büchern. Mein Kind liebt zum Beispiel Blaubeeren, die sind daher ein viel besseres Gastgeschenk, als Buch Nummer 27.
7. Ernährung
Auch das Thema Ernährung ist wesentlich überschaubarer, als vorher gedacht. Als Ökomama habe ich das Kind gestillt. Aber es ist mir nicht in den Schoß gefallen und war ein echter Kampf bis es für uns beide gut geklappt hat. Ich habe dafür Stillberatung und verschiedene Behandlungen in Anspruch genommen. Brei wurde selbst gekocht und ganz schnell am (salzarmen) Familienessen teilgenommen. Gläschen und andere "Babysnacks" gab es hier eigentlich nie und Quetschis kommen mir nicht ins Haus. Viel zu viel Geld, Müll und ernährungstechnisch auch fragwürdig.
8. Essgerät
Bei mir gibt es keine Plastikteller, Löffel, Fläschchen, etc. Das Kind isst aus richtigem Geschirr und mit Holz- oder ganz normalem Löffelchen. Die Fläschchen fürs Wasser, bzw. die Gläser zum Trinken sind aus Glas. Ging schon was zu Bruch? Jepp. Drei Teller/Schälchen und zwei Fläschchen. Hat sich jemand verletzt? Nop. Ist es mir das wert? ABSOLUT.
Geh mal in einen normalen Babymarkt und schau dich um, wie viele Plastikprodukte dir da angepriesen werden. Und dann wundern wir uns, dass im Alter von 6 Jahren schon Plastik im Blut nachweisbar ist... Ich versuche, mein Kind mit so wenig Plastik wie möglich zu umgeben (Ausnahmen wie Zahnbürsten sind klar) und da ist Essgeschirr für mich nicht verhandelbar. Gerade in Kontakt mit Wärme und Fett lösen sich die ganzen fiesen Stoffe aus, die dann mit der Nahrung aufgenommen werden, das muss echt nicht sein!
8. Slow down
Ein Kind braucht Ruhe, Liebe, Windeln und Milch. That's it. Spart euch die ganzen vermeintlich Termine, Besuche und Aktivitäten. Igelt euch zuhause ein und macht sowenig wie möglich. Stress ist für niemanden gut, besonders nicht für junge Eltern und kleine Kinder. Also gönnt euch die Langsamkeit eures Alltags und genießt das gemeinsame Wachsen.
9. Literatur / Informationen
Wählt sehr genau aus, wessen Ratschlag ihr annehmen wollt. Bis jetzt habe ich nur ein einziges Buch gelesen, und zwar "Artgerecht, das andere Babybuch" (not sponsored). Das Buch sprach mir aus der Seele und hat mich bestärkt, auf mein Gefühl zu vertrauen.
Vertraute Freundinnen habe ich um Rat gefragt, alle andere Ratschläge habe ich freundlich nickend ignoriert. Auch hier ist weniger mehr. Und wenn ich mal wirklich nicht mehr weiterwissen sollte, wird mich der Weg in eine Erziehungsberatungsstelle führen. So einfach ist das für mich.
10. Geld
Ich komme nicht aus einer Familie, in der Geld ein Thema war, weswegen ich keine finanzielle Bildung erhalten habe. Leider ist Geld aber ein wichtiger Faktor im Leben. Also haben wir zur Geburt unseres Kindes ein Depot mit zwei nachhaltigen ETFs eröffnet und so können wir unserem Kind dank Zinseszinseffekt für später eine gute finanzielle Basis bieten. Alle bisherigen Ausgaben für's Kind konnten wir bis jetzt mit dem Kindergeld abdecken und es blieb auch was übrig - Minimalismus, Stoffwindeln und gebrauchten Anschaffungen sei dank. Das gesparte Kindergeld wandert erst auf ein Extra-Konto, damit für größere Anschaffungen genügend da ist, und, wenn dann noch genug übrig bleibt, wird bei den ETFs nachgelegt. Sehr einfach, für uns kostenneutral, aber für unser Kind wird das mal einen großen Unterschied machen.
Das waren sie, meine Erfahrungen aus über einem Jahr Babyzeit. Nachhaltigkeit und Minimalismus sind auch mit Kind möglich und solange ihr einen Weg geht, der sich für euch gut und stimmig anfühlt, ist alles in Butter.
Viel Erfolg (und vor allen Dingen: Spaß und Freude) dabei!