Sonntag, 28. Oktober 2012

Vom Horten & Entsorgen

Neulich habe ich einen Blogpost über das Ausmisten von Bastelsachen und Künstlerbedarf gelesen. Und sofort dran gedacht, dass ich die Bastelschublade kaum mehr zu bekomm vor lauter Kram und daher schon fast keine Lust mehr hab, sie überhaupt auf zu machen. Also habe ich heute ausgemistet und zwei Einkaufstüten voller Zeug zusammengesammelt, dass ich entweder noch nie, oder ziemlich lang nicht benutzt habe.
Der Kram muss weg und ich bin froh, eine Grundschullehrerin zu kennen, die sich über Acrylfarben, Tonkarton und Füllwatte freut. Getreu dem Motto: "Your trash is someones treasure."

Und während ich mit teilweise blutendem Herzen die Sachen aussortierte, habe ich mich darüber gewundert, in was für einer Welt wir leben. Dass ich erst Zeit und Geld investiere, um diese Dinge zu besitzen, und dann wiederum Zeit, um sie loszuwerden. Dass es mir wichtig ist, diese Dinge zu haben, unabhängig davon, ob ich sie benutze, oder nicht. Dass ich sie nicht hergeben will, weil sie mal viel gekostet haben, weil sie mir früher wichtig waren, oder weil ich sie vielleicht ja irgendwann nochmal gebrauchten könnte. Oder dass ich glaube, als kreativer Mensch müsste ich einen riesigen Vorrat an Papier, Stoff, Wolle, etc. haben, weil ich sonst nicht kreativ sein könnte. Dass der Besitz von Dingen irgendwie definiert wer ich bin: Vintage-Freundin, Selbermacherin, oder, oder, oder.

Das erscheint mir wie ein seltsamer Kreislauf. Erst kaufen wir Dinge, dann freuen wir uns dran, dann sind sie einfach nur noch da und irgendwann fangen sie an, nur noch Platz wegzunehmen und zu belasten - dann müssen sie weg. Und gleichzeitig gibt es immer wieder neue Sachen, die gerne besessen werden wollen und den Weg in die Wohnung finden: Das Kleidungsstück, das so toll zeigt, wer ich bin. Die schönen Teller, die meinem Stil viel mehr entsprechen. Die scheinbar so nützlichen Geräte, die im Alltag doch nicht benutzt werden. Und die Sachen sammeln sich an und sammeln sich an, immer weiter.

Ich hab's echt über, egal wo ich hinschaue, Zeug zu sehen. Immer weiter anzuhäufen, zu konsumieren, zu verschwenden und sinnlos zu horten. Ressourcen ungenutzt zu binden oder im schlimmsten Fall entnervt auf den Sperrmüll zu werfen. Ich fühl mich regelrecht überfressen.
Daran merke ich deutlich, wie sich das Plastikreduzieren und meine ersten Annäherungen an das zero-waste-living auf mich als Person auswirken: Denn in mir wächst das Bedürfnis, nur noch bedeutsame Dinge zu besitzen: In dem Sinne, dass ich sie benutze, dass sie besonders schön sind oder einen besonderen persönlichen Wert haben. Aber keinen Kram mehr.

Die erste Klappbox mit Bücherspenden ist gepackt und ich freu mich, weiter Luft in der Wohnung zu schaffen. Einfachheit, Klarheit und Bedeutsamkeit - das sind doch wirklich schöne Maßstäbe für den Umgang mit Dingen!

6 Kommentare:

  1. Hallo Zora,
    Recht hast Du. Ein guter Post, Danke.
    Lieben Gruß

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  2. Vielen Dank für die Rückmeldung!

    Zora

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  3. Hallo,

    erst einmal: super interessanter Blog (wie auch der Plastiksammler-Blog)! Ich verfolge das Thema Konsum/Plastik/Müll schon seit einiger Zeit und bin auch ein riesen Fan von Zero Waste Home. Diese Familie ist in jeder Hinsicht sehr inspirierend! Mein Mann und ich haben den gesamten Sommer unsere komplette Wohnung ausgemistet (von Büchern, Plastik, Krams zu unnötigen Möbelstücken) und den größten Teil gespendet. Wir waren anfänglich fast besessen davon, aber es ist ein befreiendes Gefühl und wir fragen uns oft, warum wir das ganze Zeug überhaupt gekauft hatten… Aber es ist schön zu wissen, dass man damit nicht alleine ist.

    Viele Grüße und noch eine konsumfreie Woche ;-)
    Jana

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  4. Hallo Jana,
    ja, ganz genauso geht es mir auch gerade. Jedes Teil, dass auf den Spendenhaufen wandert macht mich glücklich. Und ihr seid sicher nicht allein damit!
    Ich find's echt toll, dass ihr das gemeinsam macht - wenn nur einer so einen Flash hat, wird es schwierig...

    LG Zora

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  5. Oh, ich kann das so gut nachvollziehen. Endlich mal jemand, der ähnlich besessen vom Ausmisten war/ist, wie ich es bin.

    Ich habe mich irgendwann einfach erdrückt gefühlt von dem ganzen Kram den ich gekauft habe, als ich gerade frisch zu meinem Freund gezogen bin. VIel Geld haben wir nicht, aber die Masse an Fehlkäufen hat mich trotz sporadischen Ausmistens genervt.

    Irgendwann habe ich mir dann das Ziel gesetzt, nur noch Dinge in der Wohnung zu behalten, die ich entweder wirklich brauche oder zu denen ich aus einem bestimmten Grund einen Bezug habe oder die mich glücklich machen.

    Fazit: von Deko-Kram kann man sich viel schneller trennen als von banalen Alltagsgegenständen wie Kugelschreiber und Notizbüchern. Könnte man ja noch irgendwann brauchen.

    Aber wirklich sehr guter Post, toll geschrieben und viele Gedanken darin, die ich auch habe.

    Liebe Grüße, Daniela

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  6. Ja, ich hab schon bei dir gesehen, dass du dich viel mit dem Thema beschäftigst!

    Gerade gestern habe ich wieder eine riesige Tasche Klamotten aussortiert - und das,obwohl ich nur 2 Regalbretter als "Kleiderschrank" habe. Es ist unfassbar, dass ich immer noch zuviel hab.
    Leider, leider wohne ich aber mit einem ganz harten Brocken zusammen, was das Ausmisten angeht. Wenn in diesem Punkt gegensätzliche Haltungen aufeinandertreffen, muss um jedes Teil gerungen werden...

    LG Zora

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