Grade habe ich eine Doku über Schokoladenherstellung gesehen. Sie fing auf einer Schokoladenmesse an, zeigte Großaufnahmen von glänzender, flüssiger Schokolade und ich dachte: Hmm, lecker, schau ich mir an.
Die Doku handelte aber gar nicht von brauner Köstlichkeit, sondern von den Produktionsbedingungen. Ich bin wirklich nicht naiv was Lebensmittelproduktion angeht, aber das hat selbst mich völlig unvorbereitet getroffen:
Die Elfenbeinküste ist größter Kakaoproduzent der Welt, und dort werden systematisch Kinder als Arbeiter auf den Plantagen eingesetzt. Aber nicht nur Kinderarbeit ist dort an der Tagesordnung, sondern sogar Kindersklaverei - für lächerliche 230,- € kann man dort einen Kindersklaven kaufen. Das ist die Hälfte von dem, was wir für einen iPad ausgeben!
Ist das zu fassen?!
Und die Doku zeigt, dass die Kinderarbeit und -sklaverei in dieser Branche System hat. Die großen Konzerne haben zwar 2008 ein Abkommen dagegen geschlossen, aber das scheint nicht das Papier wert zu sein, auf dem es steht. Die Dokumentation ist von 2010 und zeigt etliche Kinderarbeiter und -sklaven.
Ich bin wirklich erschüttert. Zwar wußte ich, dass Kinderarbeit ein Thema in der Kakaobranche ist, aber dass sogar Kindersklaverei praktiziert wird und das in einer so unglaublichen Breite, macht mich wirklich sprachlos. Im Prinzip kann man davon ausgehen, dass in jeder konventionellen Schokolade Kinderarbeit drinsteckt. Ich mein, wie perfiede ist die Welt, wenn wir hier Kinder Schokolade geben, deren Kakao von anderen Kindern zwangsweise geerntet wird?!
Gerade gruselt es mich wirklich, denn ich gehe nicht davon aus, dass sich in den letzten zwei Jahren grundlegend was an der Situation geändert hat.
Und es ist mal wieder Zeit, mich an der eigenen Nase zu packen, weil ich zwar drauf achte, fair gehandelte Schokolade zu kaufen, aber auch kein Problem damit habe für's Backen die billige Blockschokolade herzunehmen. Oder an der Uni konventionelle Schokoriegel zu kaufen, wenn ich genauso leicht an fair gehandelte kommen könnte.
Aber da ist mir jetzt gehörig der Appetit drauf vergangen! Wenn ich schon Konsumentenmacht hab, dann will ich sie auch nutzen. Also gilt ab heute: fair oder nix!
Damit ich diesem schrecklichen neuen Wissen wenigsten etwas entgegensetzen kann.
Und deswegen gibts seit Jahren bei mir nur Zotter Schokolade (Gut, ich wohn nahe der Quelle... Und die Schoko ist wirklich gut... Nein, fabelhaft..). Ich hab letztens etwas über die Kleidungsherstellung gesehen... Wie Stoffe gefärbt werden ist auch schockierend... Im Grunde müsste man sein komplettes Konsumverhalten überdenken...
AntwortenLöschenlG, Patricia
Es ist echt der Wahnsinn, was so abgeht!
AntwortenLöschenWir kaufen Schokolade & Co auch nur noch im Weltladen bzw. Fair Trade im Biomarkt... oh! und seit ein paar Wochen gibt es "Die gute Schokolade" auch Fair Trade für 1€ im dm! (Sind aber leider gemahlene Nüsse drin...)
Wenn man einmal anfängt sein Konsumverhalten zu überdenken, gibt es kein Ende mehr... Ich hab sehr viele Bücher dazu gelesen & viele Dokus und Filme geschaut... Wir tun was wir können! Perfekt wird es nie werden, in der heutigen Zeit ist das quasi nicht mehr möglich :( Was wären z.B. ohne Internet!? Aber man kann an vielen Ecken umdenken & das hilft schon enorm!
Ich finds super dass du nun auch Fair Trade Produkte kaufst! Evtl. reagiert der Markt darauf, wenn immer mehr Menschen umdenken!
Gaaanz liebe Grüße,
Meike
@Patricia: Oh ja, Zotter ist mein all-time-favored Schokoanbieter! Da wird die Schokolade auch wieder zum Luxus, der sie eigentlich ist.
AntwortenLöschen@Meike: Ich kauf schon ziemlich viel fairtrade, aber eben nicht in letzter Konsequenz durchgezogen - hab leider keinen gut erreichbaren Weltladen in der Nähe. Danke für den Tip mit dm, das wußte ich noch nicht.
Ich wollte Dir schon länger was zu deinem Post schreiben. Ich hab schon bei deinem Posttitel gleich gedacht das es um Kinderarbeit geht, weil wir immer die Gewerkschaftszeitung von der GEW bekommen. Die thematisiert seit einiger Zeit Kinderarbeit. (http://www.gew.de/Kinderarbeit.html)
AntwortenLöschenIch war echt schockiert welche Produkte alles Kinderarbeit enthalten, von der Baumwolle, über Haselnüsse, Schoki und sogar (Grab)steine die hier nach Europa importiert werden. Ich vesuche auch möglichst FairTrade-Kakao und Kaffee zu kaufen, was ich allerdings auch nicht immer so konsequent durchziehe.(Einen Grabstein brauche ich hoffentlich nicht in absehbarer Zeit!)
Und manche Leute (die zum Teil über mehr finanzielle Ressourcen verfügen!) die ich kenne haben auch schon Sätze wie:"Das kann ich mir nicht leisten!" von sich gegeben. Auch wenn ich bezweifel, dass sich die Welt durch Konsumverhalten wirklich verändern wird, finde ich solche Aussagen echt zum K***en. Ich finde nämlich es macht schon einen Unterschied, wenn ich Fairtradeprodukte kaufe und damit dazu beitrage, das die Lebensbedingungen für diejenigen die dieses Produkt mit herstellen besser werden. Dein/Euer Plastikprojekt finde ich auch interessant, allerdings frage ich mich immer wieviel es bringt, wenn nur einige wenige fast ganz auf Plastik verzichten und die große Masse der Menschen weiter munter konsumiert. Grad die Plastiktüten sind für viele Menschen ja ein Kundenservice auf den sie nicht verzichten wollen.Selbst auf dem Wochenmarkt, wo ja eher ein anderer Kundenkreis zu finden ist als bspw. bei Al*i, gibt es immer Plastiktüten in Massen und kostenlos, ich bin leider eine der wenigen die Stoffbeutel dabeihaben.
LG Ann
Ja, liebe Ann, es macht einen Unterschied, ob wir fairtrade kaufen, oder konventionell. Und auch wenn da die Folgen konkreter vorstellbar sind, finde ich, ist es auch beim Plastik so: Es macht einen Unterschied. Noch sind es wenige, aber ich denke, dass auch das was bewirkt. Andere bekommen das Vorhaben mit, und fangen vielleicht an, den eigenen Konsum zu überdenken, oder werden neugierig auf ihren eigenen Verbrauch und zählen auch mal eine Woche lang. Keine Ahnung, aber ich denke, dass solche Ideen sich schon verbreiten und es deshalb Sinn macht, diese Themen präsent zu halten.
AntwortenLöschenLG Zora